Demografie in Deutschland: Ältere sind stärker armuts­gefährdet als Jüngere

In Deutschland geht es bei Armuts­gefährdung in der Regel nicht um existenzielle Armut wie in den Entwicklungs­ländern, sondern um eine relative Armut, die sich im Verhältnis zum mittleren Ein­kommen der Gesamt­bevölke­rung eines Landes ausdrückt. Als armuts­gefährdet gilt, wer inklusive staat­licher Transfer­leistungen über weniger als 60 % des mittleren Netto­einkommens der Gesamt­bevölke­rung verfügt.

Im Jahr 2019 waren es in Deutschland Personen, deren Netto­einkommen unter 1 176 Euro im Monat lag (Schwellen­wert für Armuts­gefährdung für eine allein­lebende Person, bezogen auf das Vorjahr der Erhebung). Danach waren hier­zulande 14,8 % der Bevölke­rung von Armut bedroht. Mit 18 % lag die Armuts­gefährdungs­quote für Personen ab 65 Jahren über diesem Durch­schnitts­wert. Neun Jahre zuvor hatte die Quote dieser Alters­gruppe bei 14,1 % gelegen (Schwellen­wert für Armuts­gefährdung lag 2010 bei 940 Euro im Monat). Das Durch­schnitts­einkommen (Median des Netto­äquivalenz­einkommens) der Personen ab 65 Jahren war in diesem Zeit­raum weniger stark gestiegen (+19 %) als das Einkommen der Gesamt­bevölke­rung (+25 %). Der Anstieg des Durch­schnitts­einkommens älterer Menschen reichte also nicht aus, um die gleich­zeitige Zunahme des Einkommens der Gesamt­bevölke­rung und der damit einher­gehenden Steigerung des Schwellen­wertes zu kompen­sieren. Daher nahm der Anteil der armuts­gefährdeten Älteren im Zeitverlauf zu, obwohl auch in dieser Gruppe das Durch­schnitts­einkommen wuchs. Für Personen ab 75 Jahren lag die Armuts­gefährdungs­quote bei 14,6 % (2010: 12,3 %).

Insgesamt ist die Bevölke­rung in Deutschland weniger von Armut bedroht als die Bevölke­rung der Europäischen Union (EU 27) (2010: 16,5 %; 2019: 16,5 %). Für die Alters­gruppe ab 65 Jahre sah das im Jahr 2019 jedoch anders aus. Hier lag die Armuts­gefährdungs­quote für Deutschland über der entsprechenden Quote im EU 27-Durchschnitt von 16 %.

Ältere Frauen stärker armuts­gefährdet als ältere Männer

In Deutschland sind Frauen in allen Altersgruppen stärker armuts­gefährdet als Männer. Im Jahr 2019 betrug die Armuts­gefährdungs­quote bei Frauen in der Bevölker­ung 15,7 % und die bei Männern 13,9 %. Mit zuneh­mendem Alter wird der Unter­schied größer. In der Alters­gruppe 65+ hatten Frauen eine Armuts­gefährdungs­quote von 20 % während diese bei den Männern 65+ bei 16 % lag. Seniorinnen ab 75 Jahre waren zu 17,5 % armuts­gefährdet, während bei den Senioren dieser Alters­gruppe die Quote 11,7 % betrug.

Die Ursachen für die geschlechts­spezifischen Unter­schiede liegen unter anderem darin, dass Frauen insbesondere ab dem 30. Lebens­jahr, aber auch noch im höheren Alter, seltener erwerbs­tätig sind beziehungs­weise weniger verdienen. Dadurch erwerben sie geringere Renten­ansprüche beziehungs­weise haben sie seltener ein (zusätzliches) Einkommen aus Erwerbs­tätigkeit in den späteren Lebens­jahren..