COVID19: Kommen noch Pflegekräfte aus dem Ausland?

Immer mehr Pflegeheime nehmen keine neuen Bedürftigen auf. Umso wichtiger ist die häusliche Pflege. Funktioniert die noch in Zeiten der Coronavirus-Pandemie?

Im Zuge der Eindämmung der Coronavirus-Pandemie führt Deutschland weitere Einreisebeschränkungen an den Grenze zu Polen und Tschechien ein. Ausgenommen sind Berufspendler und medizinisches Personal. Denn in vielen Fällen kommen Menschen, die in Deutschland Pflegedienste leisten, aus Ost-Europa. Wie ist aktuell die Situation in diesem Bereich? Darüber sprach DNEWS24 mit Peter Blassnigg, Geschäftsführer von PROMEDICAPLUS, einem Anbieter von häuslicher 24-Stunden-Betreuung für Pflegebedürftige.

DNEWS24: Gibt es noch genügend Pflegekräfte?

Peter Blassnigg: Wir haben Alltagsbetreuer in häuslicher Gemeinschaft. Bis dato konnten wir die Corona-Krise gut bewältigen. Natürlich werden die Alltagsbetreuer auch ein wenig nervös durch sehr viel Medien-Berichte und Restriktionen in den verschiedenen Ländern. Zusätzlich steht Ostern vor der Tür – welches in vielen Ländern Osteuropas eines der wichtigsten Feste ist. Man feiert Ostern in den Kreisen der Familie. In unserem Fall können wir aber immer noch Familien noch helfen mit Alltagsbetreuenden in häuslicher Gemeinschaft.

DNEWS24: Wie ist der Schutz der Pflegekräfte und der zu Pflegenden gewährleistet?

Peter Blassnigg: Wir haben unmittelbar nach Ausbruch er Coronavirus-Pandemie die Standards und Empfehlungen des RKI umgesetzt. Dies bedeutet: Hygieneregeln werden den Alltagsbetreuenden geschult, und sie werden regelmäßig an deren Einhaltung erinnert mittels SMS, E-Mail soziale Media, usw. Handschuhe und Desinfektionsmaterial werden zur Verfügung gestellt. Die Alltagsbetreuer werden 48h vor ihrer Anreise nochmals angerufen und auf Symptome abgefragt: Husten, Fieber, Schwierigkeiten beim Atmen, Kontakt zu Infizierten bzw. Verdachtsfällen und Auslandsaufenthalten – sollte eines der genannten Kriterien zutreffen wird empfohlen, eine 14tägige Quarantäne anzutreten und wir würden einen Ersatz suchen.

Weiters direkt bei der Anreise: die Fahrer stellen nochmals vor dem Antritt der Reise jeder Betreuungskraft die Fragen nach möglichen Gefährdungen und haben auch Fieberthermometer um sicher zu stellen, das
kein Alltagsbetreuer krank die Anreise antritt. Sollte der Fahrer einen Verdacht haben, dann darf der Alltagsbetreuer nicht den Transport benutzen – wir suchen nach einen Ersatz.

Unsere eigenen Busse werden zusätzlich ständig nicht nur gereinigt sondern auch zusätzlich desinfiziert. Zu guter Letzt findet nochmal eine Kontrolle an den Grenzen statt. Dort von den exekutiven Staatsorganen.

Der Schlüssel, wenn man es so bezeichnen möchte, ist der Transport. Wir holen die Kräfte zuhause ab und fahren direkt zu den Betreuenden. Vor Ort informieren die zu Betreuenden, die Angehörigen und unsere Kräfte regelmäßig über die Hygieneregeln, da es ja insbesondere für die ältere Generation wichtig ist, so wenig wie möglich Kontakt zu anderen zu haben, die Besuche von Verwandten und Freunden zu limitieren und Einkäufe wenn möglich gemeinschaflich zu organisieren.

Um allen eine Plattform zu geben, wo sich die Betreungs-Kraft, der Kunde und die Angehörigen hinwenden
können, steht 24H/7 Tage die Woche unser Call-Center zur Verfügung um alle Fragen zu beantworten. Dieses wurde innerhalb eines Tags von den Kapazitäten her verdoppelt. Weiters gibt es unsere Ansprechpartner vor Ort – die auch alle mithelfen und an einem Strang ziehen – um so so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Einheitliche Kommunikation in alle Richtungen ist hier das wichtigste um Nervosität und Unsicherheiten abzubauen und Zuversicht zu geben.

DNEWS24: Was muss der Staat tun, um die Pflegekräfte stärker zu unterstützen?

Peter Blassnigg: Zurzeit haben wir eine sehr gute Kooperation mit der Politik und werden sehr gut Informiert
von allen Seiten. Nicht nur der Staat, auch die EU unterstützt in vielen Bereichen. Ein Beispiel ist, dass Leitlinien vorgegeben werden, wo unser Bereich das erste Mal Berücksichtigung findet: die Betreuung in Häuslicher Gemeinschaft. Meiner Meinung nach hat die Politik es jetzt erkannt, dass die häusliche Betreuung durch Osteuropäische Alltagsbetreuer ein wesentlicher Bestandsteil ist für unser Pflegesystem.

Was ich den Angehörigen wünschen würde für die Zukunft ist, dass die Häusliche Betreuung im Bezug der Pflegeversicherung gestärkt wird, so dass durch seriöse Anbieter die Betreuung zu Hause für alle leistbar wird und der „Schwarzmarkt“ somit ausgetrocknet wird. Jetzt geht es jedoch erstmal darum, so vielen wie möglich zu helfen, die Kapazitäten der Krankenhäuser nicht zu überlasten und gemeinsam durch diese schwere Zeit zu steuern und nicht Forderungen für die zukunft zu formulieren.