Bundeswehr: 6 Millionen Corona-Schutzmasken verschwunden – am falschen Ende gespart?

Vor einigen Tagen berichteten wir, dass die Bundeswehr bei der Beschaffung von Schutzausstattung für andere Ministerien und Behörden mit ihrer Fachexpertise helfen wolle. Das ging jetzt gründlich schief. Leidtragende sind die Menschen in den Kliniken und Arzt-Praxen. Von Sascha Rauschenberger

Zitat: „Die Bundeswehr stellt hier ihre Fachexpertise in der Beschaffungsorganisation im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr zur Verfügung, die in dieser Form in Deutschland einzigartig ist. Hier wurde ein erster Überblick über die bundesweit möglichen Beschaffungen zusammengetragen und es konnten bereits innerhalb weniger Tage erste Verträge geschlossen werden.

In DNEWS24 erschien dazu eine Glosse des Autors. Der Artikel ging viral, stieß auf Zustimmung wie auch auf Protest. Viele Soldaten sahen sich bestätigt. Andere nicht. Aussenstehende runzelten die Stirn. Der verängstigte Bürger hoffte… irgendwie auf ein Wunder. Oder zumindest, dass es nicht SO schlecht wäre.

Die zuständige Behörde, das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) wurde vom Autor als Bundesamt der Mängelwirtschaft für Verplanung und Verpeilung zum Nichtnutzen der Bw (BAMwVVNNBw) bezeichnet. Allein das trieb machen „Experten“ in dieser Behörde zur Weißglut.

Jetzt sind in Kenia – aufgrund der für afrikanische Verhältnisse guten Ausstattung von Häfen (Mombasa) und Flughäfen (Nairobi) die logistische Drehscheibe im ostafrikanischen Raum – beim Umschlag 6 (sechs!) Millionen Atemschutzmasken der Schutzstufe 2 verschwunden. Diese Masken sollten bereits am 20. März an Kliniken und Arztpraxen in Deutschland ausgeliefert werden. Dort werden sie sehnlichst erwartet.

Der Transport oder die Lieferung von Gütern erfolgt bei der Bundeswehr nach Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten. Das ist schön und freut den Bürger und Steuerzahler zu hören. Im Einsatz, im Krieg und im Notfall kann von diesen Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten abgewichen werden. Offensichtlich ist die Corona-Pandemie in Deutschland für die Bundeswehr kein Notfall. Wie sonst wäre zu erklären, dass sich die Bundeswehr auf diese Art und Weise „beklauen“ lässt?

Aus Afghanistan weiß der Autor beispielsweise, dass die Bundeswehr selbst kritisches Wehrmaterial wie Munition, Waffen, Funkgeräte und auch ganze Panzer unbegleitet und ungesichert (!!) via zivilen Subunternehmen von Karashi (Hafen in Pakistan) über Land zu ihren PRTs nach Nordafghanistan transportiert hat. Die Taliban griffen regelmäßig diese Konvois an. Plünderten sie. So auch den Container mit ein paar tausend P1-Pistolen aus Bundeswehrbeständen, die für die afghanische Armee vorgesehen waren (Artikel von 2009: https://www.welt.de/politik/ausland/article4816802/Bundeswehr-Pistolen-auf-Schwarzmarkt-gehandelt.html). Danach wurden ISAF-Soldaten mit diesen deutschen gestohlenen Pistolen beschossen. Folgen hatte das für die Beauftrager des Transports nicht. – Soviel zur Denke der „Experten“. Sicherheitsrelevante Transportbegleitung und Bewachung kosten halt Geld.

Aber zur Beruhigung hier die wirklich wichtige und gute Verlautbarung der „Bw-Beschaffungsexperten“: Es handelt sich bei den jetz in Kenia gestohlenen Corona-Schutzmasken nur um einen Bruchteil der zu beschaffenden Güter… Na dann. Statistisch gesehen sollte also irgendwann irgendetwas von dem ankommen, wofür der Bürger gezahlt hat und worauf das medizinische Personal dringend wartet.

PS.: An alle, die sich aufgeregt haben: QED

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