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Ausstellungstipp: Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR

Mit Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR zeigt das Jüdische Museum Berlin (JMB) eine kultur­historische Ausstellung über jüdische Er­fahrungen in der DDR. Persönliche Objekte von Zeit­zeugen und deren Nach­kommen sowie Inter­views mit Jüdinnen und Juden, die ihre Ge­schichte erzählen, ver­mitteln individuelle jüdische Perspektiven.

Die Ausstellung unter­nimmt eine doku­mentarische Forschungs­reise und verknüpft sie mit bildender Kunst, Film und Literatur, mit viel­schichtigen Bio­grafien und mit außer­gewöhnlichen Exponaten. So eröffnen sich Ein­blicke in das Leben von Jüdinnen und Juden, die vor den National­sozialisten aus Deutsch­land geflohen waren und nach 1945 in die sowjetische Besatzungszone zurückkehrten, die Konzentrations­lager überlebt oder die Zeit im Ver­steck überstanden hatten. Nach der Er­fahrung der Schoa hofften viele von ihnen, mit der DDR einen freien, anti­faschistischen Staat aufzubauen: „ein anderes Land“.

Hetty Berg, Direktorin des JMB, führt aus: „Die Aus­stellung widmet sich der Frage, was es in der DDR bedeutete, jüdisch zu sein – innerhalb und außerhalb von Gemeinden, für einzelne Per­sonen und verschiedene Generationen. Zeit­zeug*innen und ihre Nach­kommen berichten, was aus ihren Hoffnungen auf einen anti­faschistischen Staat geworden ist und wie sie heute auf ihr Jüdisch­sein in der DDR blicken. Ihre Erzählungen zeigen eine Viel­zahl individueller Er­fahrungen in Ost­deutschland.“

Jüdisches Leben in acht Gemeinden – in Ost­berlin, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Schwerin, Halle und Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt – wird als Alltags- und Sozial­geschichte in den Blick genommen. Die West­flucht 1952/53, die Reaktionen auf den Sechs-Tage-Krieg 1967 und andere Ereignisse werden als Knoten­punkte jüdischer Geschichte in Ost­deutschland vorgestellt. Damit ergänzt die Ausstellung den aktuellen Ost-West-Diskurs um eine jüdische Perspektive.

Sammlungs­schwerpunkt im JMB

Das JMB beherbergt bereits viele bedeutende Objekte zum Thema – durch die Aus­stellung baut das Museum den Schwer­punkt weiter aus: Zu Beginn des Jahres 2022 hatte das JMB einen Sammlungs­aufruf zur Aus­stellung veröffentlicht. Die Resonanz war groß: Viele Personen meldeten sich und übergaben dem JMB zahlreiche Ob­jekte als Schenkungen. Darüber hinaus entwickelte die Regisseurin Yael Reuveny eigens für die Aus­stellung die achtteilige Audio- und Film­installation „Neuland“. Das Werk und die dafür geführten Video-Interviews gehen in die Sammlung des Museums ein.

Begleit­programm

Die Band­breite des Begleit­programms reicht von einem Konzert der Band „Stern-Combo Meißen“ bis hin zu einer wissen­schaftlichen Tagung, die in Zusammen­arbeit mit dem Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam stattfindet. Auch die Aus­stellung selbst wird zum Veranstaltungs­ort: Lesungen, Künstler­gespräche, Film­vorführungen – in der Reihe „DDR am Dienstag“ geben Gäste an fast jedem Dienstag von 17:30 Uhr bis 18:30 Uhr in der Ausstellung persönliche Einblicke in ihre Er­fahrungen, ihre Familien­geschichte und ihre Beschäftigung mit jüdischem Leben in der DDR. Den Anfang machen Alena Fürn­berg und Renate Aris.

Die von Tamar Lewinsky, Martina Lüdicke und Theresia Ziehe kuratierte Aus­stellung wurde gefördert von der Beauftragten der Bundes­regierung für Kultur und Medien und der Kultur­stiftung der Länder. Die Mixed-Media-Installation „vom ich zum wir“ von Leon Kahane wurde ermöglicht von den FREUNDEN DES JMB.

Eine reich bebilderte Publikation zur Ausstellung mit 15 Essays verschiedener Autor*innen erscheint im Ch. Links Verlag, Berlin. 272 Seiten, 28 Euro.

Jüdisches Museum Berlin (JMB)

Lindenstr. 9–14
10969 Berlin

Öffnungszeiten

Täglich 10 bis 19 Uhr

Ticketpreise

8 Euro

Mehr Informationen: jmberlin.de.

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