Gesundheit und Demografie in DNEWS24

Armut macht krank

Eine aktuelle Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt, wie stark sich Armut auf die Lebenserwartung auswirkt.

Menschen mit niedrigem Sozialstatus sind häufiger von chronischen Krankheiten, Unfallverletzungen und Behinderungen betroffen. Sie schätzen ihre Gesundheit schlechter ein und berichten häufiger von gesundheitsbedingten Einschränkungen in der Alltagsgestaltung. Die Nutzung von Präventionsangeboten, zum Beispiel Impfungen, nimmt mit niedriger Bildungsgruppe und Einkommen ab. Die Folgen dieser Chancenungleichheit sind ein höherer Bedarf an Leistungen des medizinischen Versorgungssystems und an sozialer Absicherung im Krankheitsfall. Die Effekte der sozialen Benachteiligung kumulieren im Lebensverlauf und führen zu einer deutlich kürzeren Lebenserwartung: „Frauen in der höchsten Einkommensgruppe haben eine um mehr als 4 Jahre höhere Lebenserwartung als Frauen in der niedrigsten Gruppe. Bei Männern beträgt diese Differenz mehr als acht Jahre“, unterstreicht Lars Schaade.

Der Sozialstatus beeinflusst auch das Verhalten. Gesundheitswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gehen davon aus, dass eine gesunde Lebensweise nicht vom Wollen, sondern von den Möglichkeiten bestimmt wird. Mehr Sport zu treiben funktioniert in einem sozioökonomisch benachteiligten Stadtviertel auch nach Plakatkampagnen nicht, wenn es dort kaum Grünflächen oder Spazierwege gibt oder kein Sportverein erreichbar ist. Auch die COVID-19-Pandemie hat „die sozialen und gesundheitlichen Ungleichheiten in Deutschland wie unter einem Brennglas sichtbar gemacht“ heißt es in einem Tagungsbericht über den Kongress „Armut und Gesundheit“ 2023. Auf dem jährlich im Frühjahr stattfindenden Kongress berichteten Forschende u.a. vom Robert Koch-Institut, dass es „eine wichtige Rolle spielte, welche Möglichkeiten die einzelnen Menschen hatten, die vorgeschriebenen oder empfohlenen Maßnahmen zum Infektionsschutz umzusetzen. Menschen aus geringer qualifizierten und statusniedrigeren Berufsgruppen hatten beispielsweise weniger Gelegenheit, ihre beruflichen Kontakte zu reduzieren und ins Homeoffice zu wechseln“ heißt es im Tagungsbericht.Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst formuliert auf seiner Internetseite: „Dem Öffentlichen Gesundheitsdienst kommt eine Schlüsselfunktion . bei der Ansprache sozial benachteiligter Gruppen zu. Diese Fokussierung lässt sich insbesondere damit begründen, dass diese Gruppen vom primär individualmedizinisch ausgerichteten Regelversorgungssystem schlechter erreicht werden“.


Bild: Reiner Pfisterer (Tafel Deutschland e.V.), Arno Senoner unsplash