An den Wahlurnen bestimmen die Älteren

Wähler 60Plus sind in mehrfacher Hinsicht eine feste Bank: Sie beteiligen sich überdurchschnittlich an Wahlen, sie sind in ihrer Wahlabsicht beständiger und sie sind auch inhaltlich klarer positioniert. Themen, die Ältere besonders ansprechen, sind auch in unserem Themenranking regelmäßig vorne. Die Herausforderung für Volksparteien ist, dass sie alle Altersgruppen ansprechen. Es wäre gut, wenn Generationenkonflikte nicht an der Wahlurne ausgetragen werden müssten. Hermann Binkert (INSA)

Aktuelle INSA-Potentialanalyse

Mit 35 Prozent führt die Union die Sonntagsfrage nach wie vor mit großem Abstand an. Allerdings muss sie 1,5 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche abgeben. Die Grünen gewinnen einen halben Punkt hinzu und kommen mit 18 Prozent auf den zweiten Platz im Ranking vor der SPD, welche auf unverändert 16 Prozent kommt. Die AfD bleibt mit unverändert elf Prozent deutlich hinter der SPD, aber vor der Linkspartei (8 %, +0,5) und der FDP (6,5 %, +0,5).

Hinsichtlich der sicheren Wähler büßt die Union einen Prozentpunkt ein und die FDP konnte einen Prozentpunkt hinzugewinnen. Die übrigen Parteien halten ihre jeweiligen Werte konstant.

Bei den potentiellen Wählern verlieren sowohl FDP als auch die Grünen jeweils zwei Prozentpunkte. Bei den anderen Parteien stagniert der Anteil potentieller Wählern.

Die AfD kann in der aktuellen Erhebung den Anteil derer, die die Wahl ihrer Partei grundsätzlich ausschließen, um zwei Prozentpunkte verringern. Auch die Linke und die SPD verringern ihr Negativpotential um jeweils einen Prozentpunkt. Einzig bei den Grünen steigt das Negativpotential um einen Prozentpunkt. Bei CDU/CSU und FDP bleibt das es unverändert.

Wie unterscheidet sich das Wahlverhalten der Befragten hinsichtlich verschiedener soziodemographischen Variablen?

Zwischen den einzelnen Altersgruppen sind hinsichtlich der aktuellen Wahlpräferenz deutliche Unterschiede zu erkennen: Insbesondere bei aktuellen Unions- und Grünen-Wählern sind diese sehr ausgeprägt. So steigen die Anteile derer, die die Union wählen würden, tendenziell von 17 Prozent bei den jüngsten auf 45 Prozent bei den ältesten Befragten. Umgekehrt verhält es sich bei den Grünen-Wählern: Hier sinken mit höherem Alter die Anteile derer, die diese Partei wählen würden, von 35 (18-29 Jahre) auf zwölf Prozent (ab 60 Jahre). Bei den FDP-Wählern kann ähnlich wie bei den Grünen-Wählern ein mit zunehmenden Alter abnehmender Trend erkannt werden, auch wenn die Unterschiede deutlich geringer ausfallen: So würden derzeit acht Prozent der jüngsten Altersgruppe und fünf Prozent der ältesten Altersgruppe der FDP ihre Stimme geben. Bei den anderen Wählergruppen kann hinsichtlich des Alters kein konsistenter Trend erkannt werden. Jedoch sind es vor allem die Altersgruppen zwischen 40 und 49 Jahren sowie zwischen 50 und 59 Jahren, die die AfD wählen würden (13 bzw. 15 % zu 7-11 %). Die beiden ältesten Gruppen würden leicht häufiger der SPD ihre Stimme geben als die anderen (jeweils 17 % zu 14-15 %). Je zehn Prozent der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren sowie zwischen 50 und 59 Jahren würden die Linkspartei wählen, bei den übrigen Altersgruppen liegen die Werte etwas niedriger (6-7 %).

Bei dem Vergleich des derzeitigen Wahlverhaltens der ab 60-Jährigen mit dem Wahlverhalten der unter 60-Jährigen werden die Altersunterschiede zwischen Unions- und Grünen-Wählern nochmals deutlicher: bei den Befragten ab 60 Jahren würden 45 Prozent die Union wählen, während von den unter 60-Jährigen nur 29 Prozent der Union derzeit ihre Stimme geben würden. Die Grünen hingegen kommen bei den unter 60-Jährigen auf insgesamt 21 Prozent, während von den ältesten Befragten nur zwölf Prozent derzeit den Grünen ihre Stimme schenken würden. Bei den anderen Parteien können keine wesentlichen Unterschiede zwischen den unter und ab 60-Jährigen gefunden werden.

Betrachtet man nur das Wahlverhalten der unter 30-Jährigen, zeigt sich, dass mit 35 Prozent vergleichsweise viele von ihnen die Grünen wählen würden. Gleichzeitig würden nur 15 Prozent der über 30-Jährigen die Grünen wählen. Andersherum verhält es sich bei den Unions-Wählern: Während 38 Prozent der ab 30-Jährigen die Union wählen würden, träfe dies nur auf 17 Prozent der Jüngeren zu. Mehr Befragte ab 30 Jahre würden die AfD wählen als Befragte unter 30 Jahren (12 zu 7 %). Bei den übrigen Wählergruppen ergeben sich keine relevanten Unterschiede.

Schlüsselt man das derzeitige Wahlverhalten nach politischen Interesse auf, so wird ersichtlich, dass in nahezu allen Abstufungen die Union am häufigsten gewählt wird. Lediglich unter den Befragten, welche angeben, sich überhaupt nicht für Politik zu interessieren, kann die SPD die Union knapp von der Spitzenposition verdrängen. Es sind hauptsächlich Befragte mit einem ziemlich starken, mittelmäßigen oder weniger starken Interesse an Politik, die die Union wählen würden (35-38 %). Befragte, die einen der Extrempole angeben, nennen seltener die Union als Wahloption (23-29 %). Umgekehrt verhält es sich bei denjenigen, die die AfD wählen würden: Sie kann insbesondere bei den beiden Extrempolen der Aufgliederung nach politischen Interessen punkten. Befragte mit einem sehr starken oder überhaupt nicht vorhandenen politischen Interesse nennen häufiger die AfD als solche aus dem mittleren Bereich (13-15 zu 9-11 %). Vergleichsweise häufig würden Befragte ohne politisches Interesse die SPD wählen: Ein Viertel (25 %) gibt dies an, bei den übrigen Abstufungen sind es lediglich 15 bis 18 Prozent. Mit sinkendem Interesse geben Befragte tendenziell öfter an, die FDP zu wählen: Von fünf Prozent bei denen mit einem sehr starken Interesse steigt der Anteil zunächst auf zehn Prozent bei jenen mit weniger starkem Interesse. Anschließend sinkt der Wert allerdings wieder auf fünf Prozent bei denen ohne Interesse. Bei den Wahloptionen „Die Linke“ und „Bündnis 90/Die Grünen“ zeigen sich keine größeren Unterschiede oder Trends.