Altersversorgung: Pensionslasten – der Staat hat nicht vorgesorgt

Auf Bund und Länder kommen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aufgrund des demografischen Wandels enorme Pensionslasten zu. Den Experten zufolge sind die öffentlichen Haushalte darauf aber kaum vorbereitet. Das berichtet das Deutsche Institut für Altersvorsorge.

Die Babyboomer rutschen zunehmend ins Rentenalter. Das hat Folgen, die eigentlich keinen überraschen sollten. Wegen der Pensionslasten müssen Bund und Länder mit Ausgaben für ihre Beamten in bis dato noch nicht gekannten Höhen rechnen. Darauf weist der iwd, der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, hin und legt entsprechende Zahlen vor.

Wenn die geburtenstarken Jahrgänge, also die zwischen den Jahren 1955 und 1969 Geborenen, nach und nach in den Ruhestand gehen, sind darunter auch viele Bundes- und Landesbeamte. Dazu zählen beispielsweise Lehrer und Polizisten. Den Barwert aller öffentlichen Pensionsverpflichtungen (abgezinster Wert der künftigen Zahlungen) bezifferte der iwd zum Ende des Jahres 2019 auf 809 Milliarden Euro.

Rasanter Anstieg innerhalb einer Dekade

Die Pensionslasten sind damit innerhalb von zehn Jahren um 88 Prozent gestiegen. Damit lastet nun auf jedem Bundesbürger eine Summe von rund 10.000 Euro. Dazu kommen noch die Beihilfen zur Krankenversicherung der Ruheständler. Diese sind vor allem bei privater Absicherung in den späteren Lebensjahren umfangreicher. Bezogen auf die Länder steigen damit laut iwd die Pensionslasten inklusive Beihilfen auf insgesamt 1,2 Billionen Euro.

Zwei Stadtstaaten an der Spitze

Beim Vergleich der Bundesländer zeigt sich ein differenziertes Bild: zum einen bei der Pro-Kopf-Belastung, zum anderen in Relation zum jeweils im Bundesland erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukt. Bei den Belastungen je Einwohner stehen mit Berlin und Hamburg zwei Stadtstaaten an der unrühmlichen Spitze. Das ist allerdings unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Stadtstaaten alle kommunalen Aufgaben vollständig selbst abdecken müssen. Allerdings sind die Pensionslasten für die Berliner Landesbediensteten auch prozentual am höchsten. So muss Berlin für die Altersversorgung seiner Pensionäre Zahlungen in Höhe von fast 50 Prozent des Berliner Bruttoinlandsprodukts aufbringen.

Im Osten deutlich geringere Verpflichtungen

Dieser relative Wert ist mehr als doppelt so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern. Die absolute Belastung fällt sogar rund dreimal so groß aus. Auch die anderen neuen Bundesländer kommen mit Pensionslasten von maximal etwas über 10.000 Euro je Einwohner noch relativ gut weg. Der Grund dafür: die Pensionslasten haben sich erst seit der Wiedervereinigung aufgebaut.

Traditionell höhere Belastungen im Westen

Beim Schwenk nach Westen wird sichtbar, dass sich neben Hamburg über die Jahre vor allem im süddeutschen Raum die Pensionsverpflichtungen summiert haben. Baden-Württemberg beziehungsweise Bayern weisen pro Einwohner eine Belastung von rund 16.000 bis 17.000 Euro aus. Bei den Pensionslasten im Verhältnis zum jeweiligen BIP stehen allerdings Nordrhein-Westfalen und das Saarland am schlechtesten da.

Rücklagen decken nur einen Bruchteil

Den Kämmerern der öffentlichen Hand sind diese Dimensionen geläufig. Länder und Bund haben schon Rücklagen gebildet oder Fonds aufgelegt, um diesen künftigen Finanzierungsbedarf irgendwie zu stemmen. Doch wie der iwd berichtet, wurden die Zuführungen zu den Rücklagen wieder gekürzt beziehungsweise derartige Fonds vollständig aufgelöst. Die Deckungsquoten der Rücklagen beziehungsweise der Finanzierungsgrad der Fonds machen nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten aus.