Wenn Grenzen dauernd überschritten werden… Der Bürger-Unmut wächst!

Leben wir alle noch in einem Land der Sicherheit, des Wohlstands und der Zufriedenheit? Ein Kommentar von Sascha Rauschenberger.

„Est modus in rebus, sunt certi denique fines!“ – „Es gibt ein rechtes Maß in allen Dingen, kurz, es gibt bestimmte Grenzen!“ (Römisches Sprichwort).

Geschichte wiederholt sich, könnte man folgern. Oder auch, dass die Menschheit dazu neigt, nach Katastrophen erst Einsicht zu zeigen, um dann, nach ein paar Jahrzehnten schon, den nächsten Blödsinn wieder zu begehen.

Doch es der Menschheit anzulasten wäre völlig falsch. Es sind immer Einzelne und Gruppen, die das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen. Solange es allen gut geht, jeder zufrieden und auch sicher ist, zeigen die Menschen eine erstaunliche Passivität (…Trägheit…), die von den Agierenden fälschlicherweise als Toleranz oder gar Zustimmung missverstanden wird. Wäre es so, gäbe es – wenn solche Projekte schiefgehen – keine Massenkundgebungen, Volksaufstände, oder gar Revolutionen. Hier zeigt sich dann ganz schnell, dass eben diese geglaubte Volkszustimmung und Toleranz an gewissen Prämissen hängt: persönlicher Wohlstand, individuelle und kollektive Sicherheit, persönliche Zufriedenheit. Fehlen diese Argumente, dann ist Schluss mit lustig.

Was gefährdet aktuell diese drei Gesichtspunkte?

Sicherheit

Die Sicherheit ist und war schon immer ein wertvolles Gut. Sie schuf den Rahmen für ein friedliches Leben, die Grundlage für die Wirtschaft und die Möglichkeit, Wohlstand zu erlangen. Individuell als Bürger wie auch kollektiv als Nation. Man unterscheidet nach innerer und äußerer Sicherheit. Aus gutem Grund. Denn um Sicherheit zu erhalten, bedarf es unterschiedlicher Instrumente. Unsere innere Sicherheit schwindet seit geraumer Zeit. Gerade in den urbanen Ballungsräumen, wo sich seit Jahrzehnten gewisse Subkulturen gebildet haben. Wo der Staat aus falschem Verständnis, zu viel Toleranz und gewiss auch ideologischem Wunschdenken Lücken gelassen hat, die gewissen Elementen Raum und Möglichkeit gab, sich unbehelligt zu entfalten. Clans und organisierte Kriminalität sind nur zwei Begriffe, die inzwischen dazu jedem einfallen, der mit offenen Augen durch die No-Go-Areas huscht. Andere sehen die fehlende Integrationsfähigkeit von jungen Zuwanderern, die zunehmend unsere Nachrichten füllen und die Nächte in den Städten gefährlich prägen, als Gefahr für die eigene Sicherheit an. Gerade die innere Sicherheit tangiert den Bürger zuerst, da seine Sicherheit kein abstraktes Nomen oder eine imaginäre Gefahr ist. Sie ist fühlbar und damit erlebbar.

Was erlebbar ist und als Gefährdung wahrgenommen wird, führt zu Reaktionen. Jetzt ist auch unsere äußere Sicherheit gefährdet. Hier ist das Gefahrenmoment nicht durch individuelle Taten des Bürgers gestaltet, sondern von den Regierenden. SIE, und nur sie (!), sind hier die verantwortlich Handelnden. Besonders die Generation, die unter dem Damoklesschwert eines Atomkriegs in den 60er bis 80er groß geworden sind, ist entsetzt. Für Menschen, die damals im Kino saßen und den Film „The Day after“ gesehen haben. Ein Film, den der damalige US-Präsident Ronald Reagan zum Anlass nahm, einmal komplett umzudenken und neue Wege der Abrüstung zu gehen. Davon sind die Politiker und mache selbsternannten Promis heute geistig weit entfernt. Sie schwanken zwischen Atomkriegs-Drohung und Appeasement.

Wohlstand

Er war mal an den Konto- und Sparbuchguthaben abzulesen. Der Spruch „Geld allein macht nicht glücklich, denn man braucht auch Gold, Immobilien und Aktien“, war der Lacher bei jeder Geldanlage. Heute würde man noch Kryptowährungen dazunehmen wollen. Nur sind diese Anlage-Klassen gerade gefährdet! Die Inflation frisst den Wert von Geld auf, es droht eine Goldkernwährung, bei der privater Goldbesitz verboten werden könnte, der Aktien- und Immobilienmarkt hängt am Tropf der Zentralbanken und deren Null-Zinspolitik. Dass in diesem Zusammenhang selbst Staatspleiten drohen ist nur allzu fühlbar. Es stellt sich zunehmend die Frage, wer für all die Staats-Schuldenmacherei und die Billionen-Hilfsprogramme ohne nachhaltigen Effekt wann bezahlen soll. Jeder Bürger weiß nicht erst seitdem Rapsöl beim Discounter 4,49 Euro der Liter kostet (wenn es denn da ist!) was Inflation bedeutet. Rentner und Geringverdiener stöhnen schon jetzt unter den wöchentlichen Preissteigerungen, die im Grundnahrungssegment eben nicht nur 7,4% hoch sind, die uns amtliche Statistiker als Durchschnitt verkaufen wollen. Das Rapsöl war beispielsweise vor vier Monaten noch für 89 Cent zu haben.

Die Annahme, dass auch der Porsche, die Rolex und die Gucci-Handtasche auch von solchen Preissteigerungen betroffen sind, stößt bei ärmeren Menschen schlicht auf Unglauben. Revolutionen sind meist auch aus der Mittelschicht angestiftet, dann aber vom Fussvolk der Unterschicht ausgetragen worden. Immer schon. Denn die hatten am Ende HUNGER!

Zufriedenheit

Mal ehrlich? Wo soll die denn herkommen, wenn persönlicher Wohlstand bröckelt und die Sicherheit auf breiter Front wegbricht? Wenn breite Teile der Bevölkerung immer ärmer werden und die paar ersparten Euro immer mehr entwertet werden. Wo man halt merkt, dass die 100 Euro möglichen Sparguthabens auf dem Konto am Monatsende zunehmend weniger werden, weil Miete, Energie, Brot, Fleisch, Milch und Gemüse immer teurer werden?

Fazit

Es reicht. Mediale und politische Beschwichtigungen herkömmlicher Art a la Merkel-Salamitaktik verfangen nicht mehr. Die wachsende persönliche Not vieler schafft wachsenden Unmut. Diesen Unmut spüren Wahlkämpfer ganz deutlich und reagieren so, als wenn gerade SIE das völlig ungerechtfertigt trifft. Aus meiner persönlichen Sicht ist der Zug abgefahren, wo es mit ein wenig mehr Verstand, einem guten Plan und einer professionellen und ganzheitlichen Umsetzung noch hätte funktionieren können. Selbst ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre unter Einhaltung der grundlegenden Prämissen volkswirtschaftlich machbar gewesen, wenn wir alles(!!) darauf ausgerichtet hätten. Stattdessen erhalten selbst kleinste Minderheiten unverhältnismäßig viele Zuwendungen, während die Masse der Armen und Rentner vernachlässigt werden. Politiker sind nicht gewillt, Druck auf die EZB auszuüben, um die Geldwertstabilität herzustellen.

Ich, als an römischer Geschichte Interessierter, frage mich immer wieder, ab wann Rom – egal ob West- oder Ostrom – wusste, dass es am Ende war. Dass es so nicht weitergehen konnte! Ab wann diese Erkenntnis das Volk erreichte. Als die Barbaren über die Stadtmauern kletterten? Oder als es ausserhalb der Stadtmauern schon lange vorher nirgendwo mehr sicher war? Dass die römischen Machthaber das zwar wussten und nichts machten ist erwiesen. In Westrom unterwarfen sie sich dem sog. Barbarenkönig Odoaker und in Ostrom flohen sie mit ihrem Reichtum auf schnellen Galeeren in die neu entstandenen Handelsmetropolen Genua und Venedig… Nur das Volk von West- und Ostrom musste zusehen, wie es klarkam. Komisch, dass man vom gemeinen Fußvolk in den Geschichtsbüchern rein gar nichts findet. Noch nicht mal die allerkleinste Fussnote für das dämlich-devoteste Fussvolk, das schön immer alles mitgemacht hat. „Est modus in rebus, sunt certi denique fines!“ – „Es gibt ein rechtes Maß in allen Dingen, kurz, es gibt bestimmte Grenzen!“ (Römisches Sprichwort)

Nur für wirklich dumme Menschen gibt es keine Grenzen. Denn sie können oder wollen sie nicht sehen. Und wenn sie sie dann wahrnehmen, dann ist es zu spät und die Diskussion ist eigentlich schon wieder überflüssig. – SIC!

Etwas zum Nachdenken

Marcus Aurelius Antoninus (Selbstbetrachtungen)

Anm.: Kaiser Mark Aurel, wie er besser bekannt ist, war ein Stoiker. Eine philosophische Denkrichtung, aus der sich der Begriff stoische Ruhe ableitete. Eine Ruhe und Gelassenheit, die ihm und dem Imperium am Ende nicht half. Mit ihm endete das, was wir als die goldene Zeit des Römisches Imperiums ansehen. Westrom existierte zwar noch zweieinhalb Jahrhunderte und Ostrom sogar noch über zwölfhundert Jahre, aber mit den römischen Adoptivkaisern, die jeweils den fähigsten Bürger zu ihrem Erben ernannten, endete eine goldene Epoche, wo Fähigkeit vor Abstammung oder Proporz zum Zuge kam. Wo Dummköpfe und charakterschwache Gestalten keine Chance auf das kaiserliche Purpur, die Macht, hatten.

10. Buch / 5. Vers

Alles, was dir widerfahren mag, war dir von Ewigkeit her so bestimmt, und die Verkettung der Ursachen hat von Anfang an dein Dasein und dieses dein Geschick miteinander verknüpft.

11. Buch / 7. Vers

Wie einleuchtend muß es dir nicht vorkommen, dass keine andere Lebenslage zum Studium der Weisheit so geeignet sei als diejenige, in der du dich gerade befindest.

7. Buch / 38. Vers

Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht; sie kümmert sich nicht darum.

7. Buch / 12. Vers

Man muß von selbst aufrecht stehen, ohne erst aufrecht gehalten zu werden.

letztes Buch / letzter Vers

Oh Mensch, du bist in dieser großen Stadt Bürger gewesen, was liegt daran, ob fünf oder dreißig Jahre? Was den Gesetzen gemäß ist, ist für niemand hart. Was ist denn Schreckliches, wenn du nicht durch einen Tyrannen, nicht durch einen ungerechten Richter, nein, durch eben die Natur, die dich in diesen Staat eingeführt hat, wieder hinausgesandt wirst? Es ist nichts anderes, als wenn ein Schauspieler durch denselben Prätor, der ihn angestellt hat, wieder entlassen wird. – „Aber ich habe nicht fünf Akte gespielt, sondern erst drei.“ – Wohl gesprochen; doch im Leben sind drei Akte schon ein ganzes Stück. Denn den Schluß bestimmt derjenige, der einst das Gesamtspiel einrichtete und es heute beendet; weder das eine noch das andere hängt von dir ab. So scheide denn freundlich von hier; auch er, der dich entlässt, ist freundlich.

Sascha Rauschenberger, geboren 1966 in Wattenscheid, ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wo er als Panzeraufklärer und Nachrichtenoffizier Dienst tat. Er diente, unter anderem als Reservist, in vier Auslandseinsätzen, zuletzt als Militärberater in Afghanistan.

Seit 2000 ist er als Unternehmensberater im Bereich Projektmanagement und Arbeitsorganisation (Future Work) tätig.

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