Was ist wichtig und was nicht?
Eigentlich ist alles wichtig – irgendwie und für irgendwen. Manches ist aber wichtiger als anderes.
In Deutschland sind so viele Menschen armutsgefährdet, wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Ein Viertel der über 80jährigen sind altersarm, darunter besonders viele Frauen. Viele Mütter und Väter wissen in diesem Jahr nicht, wie sie Weihnachts-Geschenke für die Kinder bezahlen sollen, welches Essen sie am Weihnachts-Tag auf den Tisch stellen können oder wie sie die Wohnung heizen.
Freiberufler, Selbständige, Gastronomen, Messe-Dienstleister sind schon finanziell platt oder werden es bald sein. An jedem einzelnen von ihnen hängen weitere Schicksale von Angehörigen und Freunden.
Viele Menschen fühlen sich einsam – vor allem ältere Bürger leiden unter sozialen Distanzmaßnahmen, die sie doch eigentlich schützen sollen. Ein Web-Telefonat kann keine herzliche Umarmung ersetzen.
Mehr als 4.000 Menschen kämpfen auf den Intensiv-Stationen um ihr Leben; sie sind an Corona erkrankt. Zehntausende Pflege-Kräfte bemühen sich um diese Menschen – rund um die Uhr.
In Deutschland werden in diesem Jahr so viele Menschen sterben, wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Mehr als 1.020.000 Millionen Bürger werden das neue Jahr nicht erleben, jeden Tag sterben aktuell allein etwa 500 Menschen an Corona.
Und was machen die 736 Bundestags-Abgeordneten? In der 9. Sitzung des Plenums, 81 (!) Tage nach der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag, stritten die MdB 1. über das Anpassungsverfahren gemäß Paragraf 11 Absatz 4 des Abgeordnetengesetzes. Hinter diesem bürokratisch-sperrigen Wortsalat verbirgt sich das Verfahren zur Diäten-Anpassung, also der Vergütung für die Abgeordneten; und 2. stritten die Abgeordneten über die Sitzordnung im Plenarsaal des Bundestages. Ja, das sind die Themen, auf die die Damen und Herren Bundestags-Abgeordneten Zeit und Kraft ver(sch)wenden. Ach ja, das hätte ich fast vergessen zu erwähnen: es wurde auch binnen 80 Minuten ein Nachtrags-Haushalt von 60 Milliarden Euro Schulden beschlossen, den dann unsere Kinder, Enkel und deren Kinder zurückzahlen dürfen…
Noch Fragen?
Wieder einmal bleibt nur der Appell an die Mit-Menschlichkeit unserer Bürger. Kümmern wir uns um die Schwachen, Armen und Alten. Wenn es schon sonst niemand tut, gerade in diesen Tagen der Besinnung und des Innehaltens.
Der Autor
Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.
Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.
Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“