Singa-pur

Der Stadt-Staat Singapur ist ein Mikro-Kosmos des modernen Asiens. Ein Reise-Bericht von Renate Zott.

Gleich zu Beginn dieses Jahres machten wir uns auf nach Südostasien; die Millionenmetropolen Singapur, Bangkok, Ho-Chi-Minh-City und Kuala Lumpur standen schon länger auf meinem „Zettel“. Allen voran SINGAPUR. Hierzulande bekannt als reiche Mega-Metropole, internationalem Finanzplatz und nicht zuletzt berühmt durch das Hotel der Superlative, dem Marina Bay Sands.

Die Stadt selbst macht ihrem Ruf alle Ehre. Sauber, riesig, jung und modern kommt sie daher, mit einer Skyline, die auf den ersten Blick insbesondere durch die architektonische Vielfalt imponiert. Ich fühlte mich spontan an Dubai und Monaco erinnert. Nicht nur, weil es da auch so auffallend sauber ist und überall Kameras hängen, sondern weil beide ebenfalls zu den Metropolen gehören, die in die Höhe und ins Meer wachsen.

Um in den 2,5 Tagen, die wir für Singapur eingeplant hatten, einen Überblick zu bekommen, starteten wir gleich morgens mit der gelben Route auf dem Panorama-Deck des Big Bus (Ticketpreis pro Erwachsenem/Tag: 47 Singapur Dollar. Wohnst du im Marina Bay Sands bekommst du einen weiteren Tag gratis dazu. Den Voucher bekommst du im MBS beim Concierge). Der subtropische Wind packt dich in eine warme Feuchte, die die Haut schnell klebrig überzieht und die Freude auf die nächste Dusche anheizt. Die regelmäßigen kurzen Schauer, die zu dieser Jahreszeit üblich sind, geben das Ihre dazu. Mit ungetrübter Freude ließen wir uns also nun „klebrig“ durch den „Inner-Circle“ der 5,7 Millionen Metropole chauffieren und genossen bei Temperaturen um 30° den Blick in die Straßen, auf die unzähligen, hohen Tower und die vielen Sehenswürdigkeiten. Der Audio-Guide in unseren Ohren könnte nach meinem Geschmack mehr erzählen, aber er hinterlässt durchaus interessante Infos, die ich wie folgt gliedere, zusammenfasse und ergänze.

Bevölkerung

Gesamteinwohnerzahl etwa 5,7 Millionen plus geschätzter 1,5 Millionen Gastarbeiter (werden statistisch nicht erfasst oder nicht veröffentlicht). Davon rd. 77% Chinesen, 14% Malaien, 8% Inder und 1,5% andere.

Religionen und Feiertage

Ich glaube es macht an dieser Stelle keinen Sinn, die einzelnen Religionen und Glaubensrichtungen in ihrer prozentualen Verteilung aufzuführen. Wichtig ist, dass sie alle in absolut friedlicher Koexistenz, Gleichberechtigung und unter Einhaltung gegenseitigen Respekts gelebt werden können. Die zahlreichen „Gotteshäuser“ sind Zeugnis dafür. Egal ob hinduistischer oder buddhistischer Tempel, islamische Moschee oder Kirche – jeder darf sich seinen Freiraum für die eigene Religion nehmen. Unter Gleichberechtigung versteht man deshalb auch die Verteilung religiöser Feiertage, die alle verbreiteten Religionen berücksichtigen.

Geschichte

Die freundliche Stimme vom Audio Guide erwähnt immer mal wieder Thomas Stamford Raffles (1781-1826). Den Namen kann man sich merken, denn der Staatsmann gilt als Gründer des modernen Singapur. Nach ihm ist auch das 1887 im Kolonialstil errichtete, edle Raffles Hotel benannt. Der britische Forscher mit Visionen hatte sich in den Kopf gesetzt, aus dem einst fünfhundert Dorfbewohner zählenden, eher armen Inselstaat eine moderne, lebendige Stadt mit freiem Hafen zu machen. Es ist gelungen. Singapurs Hafen ist der weltweit bedeutendste Umschlagplatz für Container.

Was man sich anschauen sollte

Auf den 4 Routen (gelb, rot, grün, blau) des Big Bus haben wir immer wieder die Hopp-Off, Hop-On Möglichkeit gewählt und uns zu Fuß durch die Straßen gemacht. Dafür besonders zu empfehlen ist Chinatown und Little India sowie die Einkaufsmeile >Orchard Rd.<. Auch die zahlreichen Tempel, Moscheen und Kirchen sind ebenfalls sehenswert. Wer nicht teuer essen gehen möchte ist in den food courts gut und günstig (um 20 EUR f. 2 Personen inkl. Getränke) aufgehoben. Einen der besten findet man im UG des Marina Bay Sands. Am Abend sollte man sich die Licht- und Wassershow vor dem Marina Bay Sands nicht entgehen lassen. Vom gegenüberliegenden Merlion Park (mit dem Merlion, dem Wahrzeichen Singapurs) hat man eine wunderbare Sicht auf die 15minütige Show, die jeden Abend um 20.00 Uhr stattfindet. Links über die Helix Bridge (sie soll einen DNA-Strang nachempfinden) kann man anschließend noch mehr Lichtspektakel (täglich 19.45 und 20.45 Uhr) im Gardens by the Bay erleben. Diese 101 Hektar große, aufgeschüttete, futuristisch anmutende Parkanlage mit ihren riesig hohen Supertrees ist nicht nur bei Nacht ein Augenschmaus. Beunruhigt hat mich bei all' dem vielen Grün und den zahlreich künstlich angelegten Gärten, dass nur ganz wenige Insekten unterwegs sind. Nicht, dass ich die Stechmücken vermisst hätte, aber auch Schmetterlinge und Bienen sind mir nicht begegnet. Und so blieb die Wahrnehmung bei ein paar rötlichen Ameisen, was mir für das subtropische Klima doch äußerst wenig erschien. Das wechselnde Farbenspiel unterlegt mit klassischer Musik fasziniert ungemein und gehört zu den Eindrücken, die man nicht vergisst. Eine Fahrt mit dem Singapore Flyer (Riesenrad) ist sicher auch ein Erlebnis, blieb uns aber wegen techn. Revisionsarbeiten verwehrt. Abschließend noch ein letzter Tipp: Vor dem Abflug aus Singapur auf jeden Fall das Gebäude direkt gegenüber Terminal 1 besuchen. Es trägt den Namen Jewel und ist tatsächlich ein Juwel. Drinnen erwartet dich außer Einkaufsmöglichkeiten ein Wasserfall, der sozusagen durch die Dachkonstruktion nach unten fällt sowie eine riesige Garten-/Parkanlage im Obergeschoss mit einer Reihe von Attraktionen. Fazit: Singapur beeindruckt in vielerlei Hinsicht enorm und wer noch nicht dort war hat noch ein herrliches Reiseziel vor sich. [/av_textblock] [/av_one_full] [av_one_full first min_height='' vertical_alignment='' space='' custom_margin='' margin='0px' row_boxshadow='' row_boxshadow_color='' row_boxshadow_width='10' link='' linktarget='' link_hover='' padding='0px' highlight='' highlight_size='' border='' border_color='' radius='0px' column_boxshadow='' column_boxshadow_color='' column_boxshadow_width='10' background='bg_color' background_color='' background_gradient_color1='' background_gradient_color2='' background_gradient_direction='vertical' src='' background_position='top left' background_repeat='no-repeat' animation='' mobile_breaking='' mobile_display='' av_uid='av-11yvq1'] [av_image src='https://dnews24.de/wp-content/uploads/2020/02/Bild_Renate-Zott_Singapur_Polizei-Roboter1.jpg' attachment='3213' attachment_size='full' align='center' styling='' hover='' link='' target='' caption='' font_size='' appearance='' overlay_opacity='0.4' overlay_color='#000000' overlay_text_color='#ffffff' copyright='' animation='no-animation' av_uid='av-k6d7o2g4' admin_preview_bg=''][/av_image] [/av_one_full] [av_one_full first min_height='' vertical_alignment='' space='' custom_margin='' margin='0px' row_boxshadow='' row_boxshadow_color='' row_boxshadow_width='10' link='' linktarget='' link_hover='' padding='0px' highlight='' highlight_size='' border='' border_color='' radius='0px' column_boxshadow='' column_boxshadow_color='' column_boxshadow_width='10' background='bg_color' background_color='' background_gradient_color1='' background_gradient_color2='' background_gradient_direction='vertical' src='' background_position='top left' background_repeat='no-repeat' animation='' mobile_breaking='' mobile_display='' av_uid='av-8tc3wp'] [av_textblock size='' font_color='' color='' av-medium-font-size='' av-small-font-size='' av-mini-font-size='' av_uid='av-k6d7gma3' admin_preview_bg='']

Regeln, Alkohol und Rauchen

In Singapur gibt es viele Regeln, das vorweg. Bei näherer Betrachtung und mit Blick auf einen gesunden Menschenverstand ist das, was „by law“ von den Bürgern und Besuchern der Stadt erwartet und bei Missachtung unter Strafe gestellt ist, vielfach einfach nur gutes Benehmen. In dieser Stadt spuckt man eben nicht auf die Straße, lässt seinen Müll nicht fallen, isst und trinkt nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, klebt keine Kaugummis unter U-Bahn-Sitze oder sonst wo hin. Tut man’s trotzdem und wird erwischt, kostet es schnell 1.000 oder 2.000 Singapur Dollar und scheinbar ist die Erziehungsmethode im positiven Sinne fruchtbar, denn du findest in keiner Straße Teppiche von Kaugummiflecken (Kaugummis sind ebenfalls verboten) und kannst sogar öffentliche Toiletten besuchen, ohne vor Gestank und Dreck in Ohnmacht zu fallen. Zu diesem überaus cleanen Lifestyle passt, dass man nur in gelb markierten „Smoking Areas“ raucht, bei der Einreise maximal 17 Zigaretten mit sich führen darf und auf öffentlichen Plätzen zwischen 22.30 und 7.00 Uhr früh keinen Alkohol konsumiert. Auch die Gefahr, in Hundekot zu treten, ist eingeschränkt, denn Hunde sind in der Innenstadt nur bis zu einer Höhe von 35 cm erlaubt, wie ich gelesen habe. In 2,5 Tagen habe ich vermutlich genau aus diesem Grund und den Strafen die drohen, wenn dem Hund doch etwas „entwischt“, genau 4 Fellnasen gesehen. Einen vor einem Park unweit des Botanic Gardens, einen Pudel im Kinderwagen, der augenscheinlich neben der stolzen Besitzerin von der Hunde-Nanny spazieren gefahren wurde (wie krass, wenn der Hund zum Plüschtier wird) und zwei an der Promenade vom Singapur River (sicher mit Ausnahmegenehmigung). Soweit so gut und irgendwie alles machbar, jedenfalls mit guter „Erziehung“.

Autos

Dass der Besitz und das Fahren eines Wagens in Singapur zum absoluten Luxusvergnügen gehört, wusste ich, dass der Verkehr trotz Millionenmetropole auch in den Rush-Hours derart flüssig reguliert ist allerdings nicht. Es fällt deshalb auch sofort auf, dass man außer an Ampeln wenig steht. Kein Wunder, denn die Zahl der Kfz.-Zulassungen ist in Singapur seit 2018 auf 575.000 gedeckelt. Neu zugelassen kann ein Wagen infolgedessen nur werden, wenn ein anderer abgemeldet wird. Das für eine Zulassung erforderliche Zertifikat (das „CoE“), das 10 Jahre Gültigkeit hat und dessen Preis über eine monatliche Versteigerung ermittelt wird, kann schnell deutlich mehr als 50.000 Singapur Dollar betragen. Wie sagte es die weibliche Stimme vom Audio Guide so schön: bevor man überhaupt ein Autohaus betritt, um ein Auto zu kaufen, kann man schon 50.000 Dollar ausgegeben haben. Für einen Wagen, für den ein Singapurer aufgrund der hohen Besteuerung etwa doppelt so viel ausgeben muss wie wir, zahlt er dann zusätzlich hohe Zulassungsgebühren, Parkplatzkosten und Mautgebühren. Selbstverständlich erfolgt die Registrierung elektronisch und die Abbuchung von der Kreditkarte automatisch . Trotzdem sind die Singapurer geradezu verrückt nach den Luxuskarossen, denn man sieht auf Singapurs Straßen vorwiegend neue, teure und blitzende Flitzer. Nicht, dass sie sie bräuchten. In Singapur ist Autofahren eine Frage von Status und Image. An diesem Narrativ arbeitet die Regierung mit Nachdruck; will das Image entschlossen ändern und wirbt für das langfristige Ziel, Singapur nahezu autofrei zu machen. Dafür steckt man alles Geld von den Autofahrern in den öffentlichen Verkehr; entkoppelt so Autobesitz und Mobilität. Ohne Auto, dabei fast ohne Wartezeiten direkt von A nach B zu kommen ist bereits heute Realität, denn Busse, U-Bahnen (MRT) und Taxis sind sehr günstig, dazu i.d.R. mit WIFI ausgestattet.

Schulen

In Singapur wird Bildung GROSS geschrieben, was nicht verwundert und noch weniger, dass Internationale Schulen stark vertreten sind. Richtig großartig war die Begegnung mit 2 Schulklassen in Chinatown. Die kleinen, in Schuluniform gekleideten Mäuse – geschätzte 4-5, aber tatsächlich 5 und 6 Jahre alt – waren samt Lehrerinnen auf Ausflug und ich durfte ein paar Fragen stellen. Also: ab einem Lebensalter von 2 Monaten kann man Kinder in städtische Betreuung geben und ab 18 Monaten kommen sie in die „Schule“. Darauf hat man als Familie in Singapur Anspruch, so berichtete sie mir. Erstaunlicherweise mochte sie den Begriff Kindergarten nicht, sondern bestand auch für die Kleinsten auf Schule und dass es da mit spielerischen Lernen auch gleich richtig losgeht – in Schuluniform, versteht sich.

Die Singapurer

Für mich ist es immer am schönsten zu Fuß unterwegs zu sein, weil man da die Stadt spürt und dran ist am Puls, an der Stimmung, ja einfach am Leben. Die vielen Sehenswürdigkeiten, Museen und Tempel oder Kirchen sind natürlich interessant, aber am spannendsten sind doch die Menschen, die den Ort mit Leben erfüllen und ihn letztlich ausmachen. Modern und jung sind sie, dazu irgendwie zufrieden wirkend. Kurz: ein positives Lebensgefühl dominiert. Das Straßenbild gibt ein gefühltes Durchschnittsalter von etwa 30 Jahren ab. An den Gesichtern siehst du den Mix der Ethnien, der hier absolut gewünscht ist. Rassismus oder auch das Äußern rassistischer Anfeindungen steht in Singapur unter Strafe.

Viele – insbesondere Frauen – sind äußerst schmal gebaut. Vergleichsweise zerbrechlich wirken sie nach europäischen Maßstäben. Vielfach schützen sie sich vor der Sonne mit Regenschirmen, Kappen oder Hüten, denn edel ist, wer die vornehme Blässe trägt, weshalb in nahezu allen Cremes Weißmacher sind, habe ich mir sagen lassen. Die meisten sind ungemein stylish unterwegs, will heißen, so viel Gucci, Prada, Dior und Chanel (ich hoffe, keinen wichtigen der angesagten Designer vergessen zu haben) rauf und runter habe ich in dieser Konzentration noch an keinem anderen Ort der Welt gesehen. Da kam ich mir in meiner Freizeitgarderobe fast schäbig vor. Es war einfach unglaublich. Auch die Art und Weise, wie die Mädels hier Mode auf die Straße bringen, Muster und Farben völlig unaufgeregt-edel mixen hat mich fasziniert und inspiriert. Es bleibt dem Betrachter also nicht verborgen, dass Singapurer leidenschaftlich und exzessiv schoppen – mehr noch: es gehört zu ihren beliebtesten Freizeitaktivitäten. Als Smart-Shopper und Fashion-Lover habe mal bei H&M reingeschaut und festgestellt, dass man im Vergleich zu Deutschland etwa 15-20% sparen kann. Die Größen sind den asiatischen Maßen angepasst, also etwa 1 Konfektionsgröße kleiner (wer z.B. Konfektionsgröße 38 trägt, braucht dort vermutlich Größe 40).

Was sonst noch auffällt

Ich möchte sagen, dass ich hier einer Art „wohlwollenden“ Diktatur begegnet bin und diese in keinster Weise werten möchte. Das Leben läuft in sehr geregelten Bahnen und scheinbar stört sich niemand daran. Auch nicht daran, dass Presse und Fernsehen autoritär gelenkt werden und die Journalisten sozusagen der Selbstzensur unterliegen. Als Besucher bekommt man Eindruck einer Politik des Handels, also einer Regierung, die die Befugnisse hat, zeitnah Antworten auf Fragestellungen und Probleme ohne demokratische Entscheidungsverfahren geben zu können. Protest gibt es scheinbar keinen. Auch nicht darüber, dass man ständig überwacht wird und Polizeiroboter unterwegs sind, die Verkehrssünder sofort in ihre Schranken weisen. Bei Verstößen können die Strafen hart sein und nicht nur monetärer Natur. In Singapur gibt es sowohl die Körperstrafe (Schläge mit dem Rohrstock) wie auch die Todesstrafe. Natürlich wirft das viele Fragen und Gedanken auf.

Besonders ins Auge gefallen ist mir der Umstand, dass wir an keinem Ort Bettlern oder Obdachlosen begegnet sind. Wo und wie sie leben, oder ob es sie überhaupt in dieser reichen Metropole gibt, blieb für uns offen.