Rentenreform in Frankreich: Emmanuel Macron plant die Revolution

Die Pläne zur Reform des Renten-Systems in Frankreich sind umfassend und umstritten.

Rentner in Frankreich zu sein, verspricht ein schönes Leben. In kaum einem anderen entwickelten Industrie-Land dürfen die Menschen so früh aus dem Berufsleben ausscheiden. So beträgt das gesetzlich festgelegte Renteneintrittsalter derzeit 62 Kare, bestimmte Berufsgruppen – zum Beispiel bei der SNCF – dürfen jedoch schon erheblich früher, mit 57 Jahren, in Rente gehen.

Das Umlageverfahren zur Finanzierung des Rentensystems steht auch in Frankreich unter demografischem Druck. Im vergangenen Jahr gab Deutschlands Nachbarland 338 Milliarden Euro für die staatliche Rente aus, das entspricht fast 15 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das Rentensystem fuhr 2020 nach Regierungsangaben insgesamt ein Defizit von 18 Milliarden Euro ein. Das sind Zahlen, die auf Dauer von Frankreich nicht zu leisten sind.

Der als Reformer 2017 angetretene Président de la Republique, Emmanuel Macron, will noch während seiner laufenden Amtszeit eine umfassende Rentenreform durchsetzen. Dies könnte seine Chancen auf eine Wiederwahl im nächsten Frühjahr erhöhen, würde aber auf jeden Fall langfristig das Wirtschaftssystem Frankreichs stabilisieren und hätte damit starke Wirkungen für die EU und den EURO.

Was sind die Kern-Punkte der geplanten Rentenreform? Das Wichtigste nannte Macron in einer TV-Ansprache am Montag: das Renteneintrittsalter soll an die gestiegene Lebenserwartung angepasst werden. Abhängig von der körperlichen Belastung einzelner Berufe soll das Renteneintrittsalter von derzeit 62 auf mindestens 64 Jahre angehoben werden. Dabei setzt der Staatschef auch auf die Motivation der französischen Arbeitnehmer.

Anstelle einer Mindestbeitragsdauer sollen die Arbeitnehmer künftig Punkte sammeln. Und dies nicht nur während ihrer Arbeitszeit, sondern auch bei Ausbildung, Mutterschaft oder Ausfallzeiten, wie z.B einem Unfall. Die Regeln sind dabei für alle gleich – bis auf diejenigen, die mehr als 120 000 Euro im Jahr verdienen. Sie sollen einen Solidaritätsbeitrag zahlen.

Die Reform sieht ferner eine Mindestrente von 1.000 EURO vor, die allerdings auch frühestens ab 64 Jahren zu 100 Prozent bezogen werden kann.

Ob diese Reform-Pläne umgesetzt werden können, ist derzeit offen. Sowohl die Gewerkschaften als auch verschiedene Arbeitgeber-Verbände sind skeptisch oder sogar negativ eingestellt. Daher wird der französische Staatschef sein gesamtes politisches Kapital in die Waagschale werfen müssen, um eine Chance zu bekommen, diese grundlegende Reform des Alterssicherungs-Systems in unserem Nachbarland durchzusetzen.