Nach dem Lockdown – eine Vorschau

Der Lockdown nervt uns – selbst Markus Söder. Topagemodel Renate Zott träumt von Lockerungen und wagt einen Blick in die nahe (oder ferne?) Zukunft.

‚Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb!‘, so der Tenor auch unter Experten, die eine Prognose darauf gewagt haben, wie sich das Miteinander durch resp. nach Corona entwickelt. Von einem neuen >Wir-Gefühl< und von mehr Zusammenhalt war und ist häufig die Rede. Und ja, ich war überrascht, wie viele sich intrinistisch engagierten. Vielerorts organisierten vor allem junge Menschen unkomplizierte Hilfe für Ältere, entstanden zahlreiche Hilfsangebote aus der Not. In der Kneipe bei uns um die Ecke kamen die Gäste jetzt nun nicht mehr auf ein Bier, sondern verpassten ihrer „guten Stube“ quasi selbsternannt einen neuen Anstrich. Selbstverständlich pro bono. Der Wirt hatte vor Freude Tränen in den Augen.

Nun, rund ein Dreivierteljahr später, im zweiten Lockdown hat sich die Hilfs-Euphorie m.E. etwas gelegt, dominiert die Corona-Müdigkeit egal wo du hinhörst und ein jeder schaut, dass er da jetzt so schnell wie möglich für sich durchkommt. Zum Durchkommen gehört die Impfung und die Empörung über die vermeintlich schlechte Einkaufspolitik ist landauf landab riesig. Alles da, außer Impfstoff. Die Folge: Tausende hängen stundenlang erfolglos in Hotlines, Internetseiten brechen zusammen, weil die Anzahl der Zugriffe die Kapazitäten sprengt.

Die Situation erinnert mich an meine Kindheit. Da kam es schon das ein oder andere Mal vor, dass 1 oder auch 2 Klassen an der Bushaltestelle standen und auf den Bus warteten. Kaum hatte der angehalten schonungsloses Gedrängel. Alles schob und quetschte sich rein, sobald sich die Türen öffneten. Erste waren natürlich immer die, die am besten schubsen und sich durchdrängeln konnten.

Das Gerangel vor dem Bus ist deshalb so ein schönes Bild, weil es mit dem Impfen nichts anderes ist – jeder will der erste sein (natürlich in der vorgegebenen Reihenfolge).

Da bin ich also gespannt, wie es sein wird, wenn die ersten Läden ihren Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen dürfen, wenn Restaurants, Friseure, Kosmetiker und die Einzelhändler die Türen wieder öffnen. Und ich sehe sie schon, die Schlangen. Jedenfalls vor den Läden, die besonders angesagt sind. Das war vor dem 19.12. so und ich kann mir gut vorstellen, dass es doch eine Vielzahl von Menschen gibt, die dann erstmal ihr Konsumdefizit stillen wollen. Die Gunst der Stunde nutzen, der Einkaufslust folgen und natürlich auch der Sehnsucht nach einem ganz normalen Leben. Jene, die Termine vergeben werden über Monate ausgebucht sein. Der Ansturm wird sie nicht nur an den Rand ihrer Kapazitäten, sondern auch an den Rand ihres Nervenkostüms bringen, denn ich ahne: jeder will der Erste sein. Mit ungeahntem Ideenreichtum werden Kunden glaubhaft begründen, warum sie jetzt unbedingt vorgezogen oder eingeschoben werden MÜSSEN.

Und stellen wir uns nur mal vor, dass wir wieder reisen dürften – und wenn auch nur im eigenen Land – Sylt wäre schnell Land unter. Vielleicht sogar die guten Vorsätze … von wegen nachhaltiger Tourismus und überhaupt.

Da ist es schon wieder. Das Bild vom Bus und den Kindern. Und die Moral von der Geschicht? Beim neuen WIR sind wir noch nicht. Eine hübsche Vorstellung ist es trotzdem.

Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.

Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.

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