Mutti ante Portas

Werden wir Angela Merkel vermissen? Schaun mer mal.

Heute geht Angela Merkel mit 67 Jahren in Rente. Viele, mit denen ich in den letzten Wochen über die Langzeit-Kanzlerin sprach prophezeiten mir, ich würde Angela Merkel noch vermissen. Das verstehe ich weniger als Prophezeiung, denn als Drohung.

Für mich war Merkel weniger eine kraftvolle Politik-Chefin, die ihre Idee von einem Deutschland entwickelte und tatkräftig umsetzte, sondern sie handelte demoskopie-gesteuert wie die oberste Verwaltungs-Beamtin unseres Landes. Krisen sah sie nicht voraus und begegnete ihnen antizipierend, stets reagierte sie. Dabei setze sie viel Geld ein, weniger Ideen.

Frau Merkel sagte es selbst bei ihrer Abschiedsrede im Bendler-Block anlässlich des Großen Zapfenstreiches der Bundeswehr für die scheidende Bundeskanzlerin. Ihre Kern-Themen benannte sie so: Klimaschutz, Digitalisierung, Migration. In Sachen Klimaschutz und Digitalisierung hat sie deutlich zu wenig geleistet. Die von ihr zugelassene Flüchtlings-Krise 2015/2016 hat die notwendige Zuwanderung von Fach-und Arbeitskräften nicht gebracht. In weiten Kreisen der Bevölkerung wird die demografisch wirklich notwendige Migration von Arbeitswilligen und Arbeitsfähigen mit ungeordneter Flüchtlings-Zuwanderung gleichgesetzt und – abgelehnt.

Überhaupt: Merkel hat dem Thema Demografie nie die notwendige Bedeutung beigemessen. Egal wo man hinschaut, der demografische Wandel ging in der Amtszeit Merkel undiskutiert weiter. Weder die Risiken noch die Chancen der Demografie wurden bewältigt oder genutzt. Altersarmut, eine ungesicherte Finanzierung der gesetzlichen Rente, Pflege-Notstand, die Vernachlässigung der Infrastruktur in den ländlichen Räumen machen die Lebensbedingungen für die Bürger in unserem Land wirklich nicht besser. Im Gegenteil, manches ist wirklich schlechter als vor dem Amtsantritt von Angela Merkel.

Ich glaube nicht, dass ich Angela Merkel vermissen werde. Hoffentlich.

Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“