Meine guten Vorsätze und die Krux damit

Mit den Vorsätzen ist es so eine Sache. Meint Uwe-Matthias Müller

Für 2020 habe ich mir fest vorgenommen, mehr Bewegung in mein Leben zu bringen. Das ist gesund und macht Spaß. Diesen guten Vorsatz hatte ich auch schon 2019, 2018, 2017 und … Irgendwie hatte es bisher nicht so gut geklappt, wie erträumt. Auch den Halb-Marathon und den Triathlon in meiner Stadt werde ich wohl wie immer bei Da Carla beim Zieleinlauf mit einem leckeren Espresso geniessen. Ganz sicher verzichte ich aber auf die Cantuccini! Da bin ich eisern konsequent.

Manches kann man aber auch gar nicht zu Fuß erledigen. Und dann nutze ich natürlich im Sinne des Kampfes gegen den Klimawandel den ÖPNV. Wenn er denn fährt. In meiner kleinen Stadt herrscht da nämlich Sitte und Anstand. Will ich mit dem Bus die 5 Kilometer in die Kreisstadt fahren, ist um 17.45 Uhr Schicht. Danach geht, äh fährt, nix mehr. Zurück komme ich einmal in der Stunde mit der Eisenbahn Agilis; immerhin…

Na ja, da ist es doch super, dass ich oft in der Hauptstadt bin. Berlin will die städtischen Verkehrsbetriebe (BVG) sogar als Weltkulturerbe eintragen lassen. Die Idee wurde vor ein paar Wochen vom Senat der Stadt veröffentlicht. In Berlin gehen die Uhren halt anders. Der 1. April ist weit weg… Also zurück zum Thema. ÖPNV in Berlin macht Spaß. Wer gern zockt, braucht in kein Kasino zu gehen. Die Wette, ob der Bus kommt oder nicht und wenn er kommt, ob er dann auch hält, kann bares Geld wert sein. In der S-Bahn zwischen Ost-Bahnhof und Westkreuz erlebt man die Kulturen der Welt, laut, meist in Playback, immer mit einer offenen, Lohn für die Mühe der dargebotenen „Kunst“ fordernden Hand. Und die U-Bahn? Dort braucht der Einsame weder tindern noch parshippen. Hautkontakt ist fast immer garantiert… Aber Besserung naht. Die BVG will 1.500 neue Waggons anschaffen. Will, aber kann nicht. Da die BVG nicht fähig war, eine ordnungsgemäße Ausschreibung für den Auftrag zu fertigen, ist der Kauf der Waggons bis auf Weiteres verschoben. Ist aber auch nicht so schlimm. Weder die vor 50 Jahren gebaute Großwohnsiedlung Märkisches Viertel, noch der alte Flughafen Tegel oder der neue Flughafen BER sind an das U-Bahn-Netz gekoppelt. Der eingemottete Flughafen Tempelhof hatte eine eigene U-Bahn-Station. Aber den Flughafen hat ja der Senat geschlossen und seither dümpelt die riesige Fläche des Flugplatzes mitten in bester Stadtlage vor sich hin. Ist auch egal, in Berlin gibt es ja viel Platz für neue Wohnbauten und Parks, und die Investoren reissen sich um die Bauplätze – Mietendeckel und Bauämter sei Dank.

Apropos Bauämter: Am Breitenbach-Platz endet eine Autobahn-Brücke im Nirgendwo. Sie stammt aus der Ära des unseligen Bausenators Rolf Schwedler, der in seiner Amtszeit mehr Häuser abreissen liess, als die allierten Bomber zerstörten. Sein Traum einer autogerechten Stadt wirkt heute altmodisch und so hatte die CDU (!) den Antrag gestellt prüfen zu lassen, ob die Autobahn-Brücke am Breitenbach-Platz zurückgebaut werden könne. Leider konnte die Studie bisher nicht in Auftrag gegeben werden. Aus Personalmangel, heisst es…

Der ddb Beamtenbund klagt, wie der stellvertretende Bundesvorsitzende Geyer zum Auftakt der Jahrestagung des dbb in Köln sagte, die Personal-Probleme seien drängend und müssten endlich angepackt werden. Nur Reden reiche nicht. Dem Staat fehlen nach dbb-Einschätzung derzeit fast 300.000 Mitarbeiter, darunter 138.000 in den Kommunalverwaltungen, 40.000 in der Kranken- und Altenpflege und jeweils 25.000 in der Bundes- und Landespolizei. In den nächsten Jahren gehen 1,3 Mio Beamte in den Ruhestand… Alles keine Überraschung. Eine ordentliche Personal-Strategie einschließlich einer funktionierenden Personal-Verwaltung und -Planung kennt diese Zahlen. Oder gibt es hier vielleicht einen Konflikt zwischen dem Grundsatz der durch Art. 33 Abs. 4 Grundgesetz verankerten Fürsorgepflicht des Dienstherrn und der „Schwarzen Null“?

Es bleibt schwierig mit der Bewegung. Vielleicht bewegen wir besser die Gesellschaft, die Verantwortlichen. Bis dahin bleibt mir immerhin noch mein Lieblings-Dessert und die für den Genuss notwendige Armbewegung…

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