INSA-Umfrage: Was ist schlimmer – Grippe oder Corona?

Die Infektions- und Todes-Zahlen klingen dramatisch. Aber glauben die Bürger wirklich, dass Corona schlimmer als die Grippe sei?

Der Verfassungsrechtler Christoph Möllers nennt in der ZEIT demoskopische Erkenntnisse interessenbasierte Konstruktionen, auf die man nicht hören sollte. Niemand ist gezwungen demoskopischen Erkenntnissen zu folgen, aber es scheint mir doch wichtig, sie zu kennen, denn sie sind der Versuch, den wirklichen Meinungen der Menschen bestmöglich nahezukommen.

Vor zwei Jahrtausenden wollte Jesus Christus von seinen Jüngern wissen, was die Leute sagten, wer er sei. „Die Leute“ lagen mit ihren Vermutungen (Jesus sei Johannes der Täufer, Elia, Jeremia) falsch. Trotzdem schilderten die Jünger die Stimmung korrekt. Genauso geht es Meinungsforschern. Wir spiegeln die Meinung der Befragten. Die von den Befragten gefühlte Wirklichkeit muss nicht identisch mit der Wahrheit sein. Eine Mehrheit – und mag sie noch so überwältigend sein – spiegelt die gefühlte Wirklichkeit zumindest dieser Mehrheit, aber nicht zwingend die Wahrheit. Sie nicht ernst zu nehmen, ist genauso falsch, wie sein eigenes Handeln zwingend daran auszurichten. Hermann Binkert (INSA)

Sind die Befragten der Ansicht, dass Corona schlimmer ist als eine normale Grippe?

Die absolute Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass Corona schlimmer ist als eine normale Grippe. Dagegen ist etwa ein Fünftel der Ansicht, dass das Coronavirus nicht schlimmer sei als eine gewöhnliche Grippe.

Die Ältesten unter den befragten Personen sind dabei deutlich häufiger der Ansicht, dass Corona schlimmer ist als eine normale Grippe: So geben 79 Prozent der ab 60-Jährigen und 71 Prozent der 50- bis 59-Jährigen dies an, während es Befragte zwischen 18 und 49 Jahren lediglich zu 58 Prozent bis 60 Prozent davon überzeugt sind, dass das Coronavirus schlimmer ist als eine normale Grippe.

Befragte, welche keinen Migrationshintergrund haben, sind häufiger davon überzeugt, dass das Coronavirus schlimmer ist als eine normale Grippe als Befragte mit einem Migrationshintergrund (69 zu 61 %).

Weiter sind Befragte, welche sich ziemlich oder sehr stark für Politik interessieren, häufiger davon überzeugt, dass Corona schlimmer ist als eine gewöhnliche Grippe, als Befragte, die sich nur mittelmäßig, weniger oder gar nicht für Politik interessieren (75 bzw. 78 zu 47 bis 68 %). Diese Befragten geben häufiger an, es nicht zu wissen (10 bis 19 zu 5 bzw. 8 %) oder möchten keine Angabe machen (2 zu 3 bis 9 %).

Aktuelle Wähler von SPD (88 %), Grünen (86 %) und der Union (85 %) sind am häufigsten davon überzeugt, dass das Coronavirus schlimmer ist als eine Grippe. Dahinter folgen Wähler der Linken und der FDP (jeweils 68 %). Einzig Wähler der AfD lehnen absolut-mehrheitlich die Ansicht, dass das Coronavirus schlimmer ist als eine normale Grippe, ab (52 zu 34 %).

Sonntagsfrage

In dieser Woche verliert die Union einen halben Prozentpunkt, bleibt allerdings weiterhin mit deutlichem Vorsprung auf die Grünen, welche unveränderte 17,5 Prozent erlangen, auf Platz eins. Hinter den Grünen folgt die SPD mit konstanten 15,5 Prozent und die AfD mit konstanten elf Prozent. Die FDP gewinnt einen halben Prozentpunkt hinzu (7,5 %) und überholt damit die Linkspartei (7 %).

Bei den sicheren Wählern gewinnen Linke und Grüne jeweils einen Prozentpunkt hinzu und die SPD verliert einen Prozentpunkt.

Bei den potentiellen Wählern gewinnt die Linke drei Prozentpunkte hinzu, die AfD einen. Dagegen verlieren Union und Grüne jeweils zwei Prozentpunkte und die SPD einen.

Die AfD, FDP und die Grünen erhöhen ihr Negativpotential um jeweils einen Prozentpunkt. Dagegen können Union und Linke dieses um jeweils einen Prozentpunkt verringern. Die SPD bleibt in ihrem Negativpotential konstant.