IFO-Institut sieht die Rente, wie wir sie kennen, am Ende

Die Forscher des IFO-Institutes sehen die Finanzierung der gesetzlichen Rente als gefährdet an. Neben dem demografischen Wandel mit seinen Auswirkungen auf die Umlagefinanzierung sind rentenpolitische Geschenke und fehlende Reformen der Grund, dass die Finanzierung der Rente schon in der nächsten Legislatur-Periode kippen könnte.

Die künftige Bundesregierung sollte von zusätzlichen Leistungen der Rentenkasse absehen, welche die ohnehin wachsenden Ausgaben für die Alterssicherung nach oben treiben. Das fordern ifo-Forscher Joachim Ragnitz, Felix Rösel und Marcel Thum in einem Aufsatz für den ifo Schnelldienst. Für stabile Rentenfinanzen sei eine Erhöhung des Rentenalters langfristig nicht zu umgehen. Sie müsse an die Lebenserwartung oder an Lebensjahre mit guter Gesundheit gekoppelt werden.

„Würden die bereits jetzt absehbaren Zusatzkosten der Rentenversicherung nur über die Mehrwertsteuer finanziert, müsste der Steuersatz schon bis zum Jahr 2030 von 19 Prozent auf 23 Prozent steigen“, sagt Marcel Thum, Leiter der ifo-Niederlassung in Dresden. „Bis 2050 müsste der volle Mehrwertsteuersatz sogar auf 27 Prozent steigen.“ Der demografische Wandel sei für drei Viertel dieser Zusatzkosten für die Rentenversicherung verantwortlich. Ein Viertel der Zusatzkosten gehe zurück auf die Rentenpakete von 2014 bis 2020.

Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter von ifo Dresden, verweist darauf, welche Folgen es hätte, wenn die Regierung die Leistungen der Rentenversicherung ausweitete: „Geradezu dramatisch würde es sich auswirken, wenn die neue Regierung verspricht, den Beitragssatz auch über 2025 hinaus unter 20 Prozent zu halten und das Standardrentenniveau nicht unter 48 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommens sinken zu lassen.“ Thum ergänzt: „60 Prozent des Bundeshaushaltes müssten bei einem solchen Versprechen für die Rente ausgegeben werden.“ Bereits ohne diese „doppelte Haltelinie“ nehme die Finanzierung der Rentenkassen bis 2050 fast 40 Prozent des Bundeshaushalts in Anspruch.

„Besonders schwer wiegt, dass die Renten derzeit stärker steigen als die Löhne der Beschäftigten“, erläutert Ragnitz. Eigentlich hätte der Mechanismus der Rentenanpassung eine solche Entwicklung vermieden, er ist aber bis 2025 ausgesetzt worden. „Diese Aussetzung allein trägt schon 2030 zu einem Drittel und 2050 zu 46 Prozent des reformbedingten Anstiegs bei“, sagt Ragnitz. Die starke Wirkung komme dadurch zustande, dass das Rentenniveau dauerhaft erhöht wird. „Dies ließe sich jetzt noch rückgängig machen“, ergänzt Ragnitz; „Dazu müsste aber direkt nach der Wahl entsprechend gehandelt werden.“