ifo Institut: Anteil der Landbevölkerung auf niedrigstem Stand seit 150 Jahren – „Städte quellen über, das Land dünnt sich aus“

Landflucht verstärkt den demografischen Druck auf den ländlichen Raum.

Der Anteil der deutschen Bevölkerung, der auf dem Land lebt, hat den niedrigsten Stand seit 1871 erreicht. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts. Diese Verstädterung ist bundesweit zu beobachten – sowohl in wachsenden Bundesländern wie Hessen als auch in schrumpfenden Bundesländern wie Sachsen.

Für die Studie verwenden die Autoren Felix Rösel und Timo Weishaupt neue Daten, die die Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden bis 1871 zurückverfolgen. Die Forscher sehen anhand dieser Daten eine immer stärkere Ballung der Bevölkerung an wenigen Orten. „Deutschlands Bevölkerung hat sich während der gesamten Nachkriegszeit noch nie so ungleich im Raum verteilt wie heute“, sagt Studienleiter Rösel. „Vor allem junge Menschen meiden das Land. Dadurch fehlen Fachkräfte und Geburten, was die Unwucht auf mittlere Sicht zusätzlich verschärft.“

Die ifo-Forscher fordern eine Debatte über die Stärkung des ländlichen Raumes. Denkbar seien etwa neue oder reaktivierte Außenstellen von Behörden und Hochschulen auf dem Land sowie ein Abbau der Benachteiligung kleiner Gemeinden bei den Finanzzuweisungen der Bundesländer.