Haben wir das Schlimmste überstanden?

Was ist von den guten Vorsätzen und Hoffnungen, mit denen wir in das Jahr 2020 gestartet waren, geblieben? Nicht viel, dennoch gibt es guten Grund für Optimismus. Ein Kommentar von Uwe-Matthias Müller.

Bereits im November 2019 soll die CIA auffällige Krankenhaus-Aktivitäten in Wuhan beobachtet haben. Das berichtet Elmar Thevesen in einer bemerkenswerten Dokumentation des ZDF (Link zur Sendung: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-der-unverantwortliche-trump-und-die-corona-krise-100.html). Am 31. Dezember 2019 wurde das WHO-Länderbüro China über Fälle von Lungenentzündung unbekannter Ätiologie informiert, die in der Millionenmetropole Wuhan in der Chinesischen Provinz Hubei festgestellt wurden. Ein neuartiges Coronavirus (SARS-CoV-2) wurde am 7. Januar von den chinesischen Behörden als das verursachende Virus identifiziert. Ursprünglicher Infektionsort war angeblich der Wuhaner Großhandelsmarkt für Fische und Meeresfrüchte, von wo sich das Virus binnen weniger Wochen erst in den Nachbarländern und dann nahezu über die ganze Welt ausbreitete.

Noch am 29. Februar 2020 war ich Gast einer Großveranstaltung mit mehreren Tausend Menschen in Bayern. Erst Mitte März wurde in Bayern ein Lockdown angeordnet, der Bund folgte ein paar Tage später.

Die ersten beiden Todesfälle in Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) wurden in Deutschland schon am 9. März gemeldet. Bis zum 2. Juni 2020 stieg die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus in Deutschland auf 8.522; davon waren 4.719 Männer und 3.798 Frauen. Der Altersmedian der Sterbefälle lag bei 82 Jahren. Bis zu diesem Tag wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit mehr als 182.028 Fälle gemeldet. Weltweit beläuft sich die kumulative Zahl der bestätigten Fälle der Lungenerkrankung COVID-19 derzeit auf mehr als 6,3 Millionen Erkrankungsfälle. Die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit dem Virus beläuft sich weltweit auf mehr als 376.000.

Der von der Bundesregierung und den Länderregierungen verhängte Lockdown zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hat zu bis dahin unvorstellbaren Zahlen geführt:

  • Im Mai 2020 waren in Deutschland rund 2,81 Millionen Arbeitslose registriert. Die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen stieg im Mai gegenüber dem Vormonat um mehr als 169.000 an, gegenüber dem Vorjahresmonat (Mai 2019) stieg die Zahl der Arbeitslosen sogar um rund 577.000 an. Rund 7,3 Millionen Personen waren Ende Mai 2020 in Kurzarbeit.
  • Das von der Groko beschlossene Konjunktur-Paket umfasst 130 Milliarden Euro.
  • Der Umfang der haushaltswirksamen Maßnahmen des Corona-Hilfspaketes für Unternehmen in Deutschland beträgt insgesamt 353,3 Milliarden Euro und der Umfang der Garantien insgesamt 819,7 Milliarden Euro. Dazu kommen die Länder-Programme, die zusammen ähnliche Größenordnungen erreichen.
  • Die EZB hat ihr Anleihe-Ankaufprogramm um 600 Milliarden Euro verdoppelt.
  • Die EU-Kommission will 750 Milliarden Euro Haushalts-Mittel in die EU-Wirtschaft pumpen.
  • Frankreich und Deutschland haben weitere 500 Milliarden Euro für direkte Zuschüsse an ärmere EU-Staaten vorgeschlagen, die von der EU schuldenfinanziert und von den EU-Staaten garantiert werden sollen.

Diese Zahlen schütteln mich. Und ich stelle mir Fragen: wer soll das wann und wie bezahlen? Wo sind die Arbeitskräfte, die das Konjunktur-Programm umsetzen sollen? Vor allem aber: war’s das mit dem Coronavirus? Ist die Gefahr vorüber, geht es jetzt aufwärts?

Es scheint so, als hätte Deutschland klüger reagiert und mehr Glück gehabt, als andere Staaten. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat der Regierung vertraut und alles getan, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen. Die Regierung tut nun ihren Teil, die entstandenen wirtschaftlichen Schäden mit unserem Steuergeld auszugleichen. Die Börsen, die als Seismographen der künftigen Wirtschafts-Entwicklung gelten, klettern schon wieder auf alte Höhen und sind auf dem Weg zu neuen Rekorden.

Ich hoffe, dass die wenigen Wirrköpfe und Querulanten, die Leichtsinnigen nicht die so mühsam und schmerzlich errungenen Erfolge zunichte machen. „Shisha-Bar-Feiern“ in Göttingen und „Techno-Parties“ in Berlin sind da keine guten Omen. Auch Massen-Demos nicht.

Grund zum allgemeinen Optimismus besteht dennoch. Und wenn wir aus der Krise die Erkenntnis gewinnen, mit unserer Umwelt künftig achtsamer umzugehen, hat sich der ganze „Corona-Mist“ vielleicht am Ende sogar gelohnt.