Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Gedankenmacher: Er war einfach weg

Die Geschichte wiederholt sich nicht. Manchmal gibt es aber verblüffende Parallelen.

Er war omnipräsent. Alle Medien, Plakatwände, Bücher, Gedichte und Lieder priesen ihn als unfehlbaren Woschd des Volkes. Von der größten Stadt bis in das kleinste Dorf hingen seine Bilder. Was er sagte, war Gesetz. Wer zweifelte, war schon längst entweder hingerichtet oder – im besten Fall – im Gulag verschwunden. Wer es als Gegner geschafft hatte ins Ausland zu fliehen, wurde dort ermordet. 20 Millionen Menschen sollen den Terrorwellen zum Opfer gefallen sein. Ein Teil davon war der Holodomor, die Folge verfehlter Landwirtschaftspolitik.

In der Zeit seiner Alleinherrschaft, die mehr als 2 Jahrzehnte dauerte, wurde das riesige Land vom rückständigen Agrarland in die industrielle Gegenwart katapultiert. Der militärisch-industrielle Komplex wurde ohne Rücksicht auf soziale oder umweltverträgliche Aspekte aus dem Boden gestampft. Wenige Wochen nach dem Sieg über einen scheinbar unbesiegbaren Feind wandte sich der selbsternannte Generalissimus gegen seine Verbündeten, die diesen Sieg überhaupt erst möglich gemacht hatten und begann den konsequenten Weg zur Welt(mit)herrschaft zu beschreiten.

Nach einem Schlaganfall und der anschließenden Agonie, die 5 Tage währte, starb Josef Wissarionowitsch Dschugaschwilli, genannt Stalin, vor 70 Jahren am 5. März 1952 um 21.50 Uhr.

Die Kreml AG

Erst Geheimdienst-Chef und dann seit 1999 Ministerpräsident und Staatspräsident ist Wladimir Putin seit mehr als 2 Jahrzehnten Maschinist des russischen Macht-Apparates. Kartellisierung der wirtschaftlichen Ressourcen des Landes in Oligarchenhand, Zensur, Verzwergung der politischen Opposition, digitalisierte internationale Aggressionen, Terror-Anschläge, Kriege, Gesetze, die es seit 2006 erlauben, „Zielpersonen“ auch im Ausland auszuschalten – all dies sind Werkzeuge des brutalen Kreml-Diktators.

Das Vermögen des einst armen Jungen aus einem Hinterhof  in Leningrad wird auf 40 bis mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dabei ist das Geld für Putin wohl zweitrangig. Alles Geld der Welt wird ihn nicht schützen – weder vor der Rache enttäuschter russischer Eliten, die so lange vom Regime Putin profitiert haben und den Kreml-Diktator im Gegenzug teilhaben ließen, noch vor den Strafverfolgern internationaler Gerichte.

Und so scheint es, dass Putin den kriminellen Aggressions-Krieg in der Ukraine ungerührt fortsetzen lässt. Gleichgültig, wie viele gut ausgebildete junge Russen vor der Mobilisierung ins Ausland fliehen und egal, wie viele Russen im Krieg verstümmelt werden oder sterben. Putin verschwendet das Vermögen des russischen Volkes, statt die Mittel für den Aufbau einer nachhaltigen sozialen Ökonomie zu verwenden. So handelt einer, der weiss, dass seine Zukunft hinter ihm in Trümmern liegt.

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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