Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Gedankenmacher: Die Skandal AG

Es wird immer schlimmer. Die DB AG gehört abgeschafft. Zu reformieren ist sie zu unseren Lebzeiten nicht mehr.

Was wohl kaputter ist – das Schienennetz oder der Vorstand der DB AG? Der Anspruch der Ampelregierung, die Bahn zu dem Verkehrsträger der Energiewende zu machen, ist lächerlich.

Verdreckte und oft nicht barrierefreie Bahnhöfe ohne Aufenthaltsqualitiät, die zum Teil auch noch Kriminalitätsschwerpunkte bilden, sind nicht attraktiv.

Das zum Teil uralte rollende Material, das oft auch verdreckt ist, in dem es meistens weder etwas zu essen oder zu trinken gibt, in dem die Sitzplatzreservierung nicht funktioniert und das in solchen Desaster-Lagen anscheinend auch noch ohne Zug-Personal auskommt, ist nicht attraktiv.

Pünktlichkeit der Züge gibt es immer weniger, Anschlüsse werden häufig nicht erreicht. Laut Statista kamen rund 92 Prozent der Züge im Personenverkehr der Deutschen Bahn im März 2023 zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit plus maximal 5,59 Minuten an. Rund 98 Prozent dieser Personenzüge erreichten ihre Unterwegs- und Endhaltestellen zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit plus maximal 15,59 Minuten. Pünktlichkeit ist nicht, wenn man 5,59 oder 15,59 Minuten zu spät kommt. Pünktlich auf die Minute ist, wofür die Reisenden und Pendler bezahlen.

Internet in allen Zügen? Ist versprochen, gibt es aber nicht. Ergo uninteressant für Pendler. Deutschland-Takt? Sollte ab 2030 funktionieren, ist von der Ampelregierung auf – 2070 (!) verschoben worden.

Reisen mit der Bahn ist ein unschönes Abenteuer zu Preisen, die sich ein normaler Rentner oder eine normale Familie gar nicht leisten kann.

Das soll die rot-grün-gelbe Verkehrswende sein? Na, vielen Dank.

Würde man die Ampelregierung nur daran messen, was sie in der Verkehrswende geschafft hat, die Minister gehörten aus dem Amt gejagt und sollten zur Strafe mit der Bahn fahren.

Nun wird bekannt, dass der Vorstand der Deutsche Bahn AG an das DB-Management Boni in Höhe von mehreren Millionen Euro ausgeschüttet hat. Die Frage wofür, ist in unserem Deutschland müßig. Leistung wird ja viel zu wenig anerkannt und belohnt, Anpassungsfähigkeit und Katzbuckelei viel zu oft anerkannt und belohnt.

Die Bahn ist sowas von deutsch.

Von Japan lernen heißt streiken lernen. Jedenfalls nerven Japaner bei einem Verkehrsstreik nicht Pendler und Reisende, sondern ärgern die Gesellschaften, indem sie fahren, ohne Tickets zu kassieren. Der Verkehr wird aufrecht gehalten, die Betreiber leiden unter mangelnden Einnahmen. Ziel kreativ erreicht.

Übrigens ergibt eine neue INSA-Umfrage zur Zufriedenheit der Deutschen mit der Bahn ein wirklich erstaunliches Ergebnis. 48 Prozent der Befragten, die zumindest gelegentlich die Deutsche Bahn nutzen, sind mit dieser eher und weitere 15 Prozent sogar sehr zufrieden. Insgesamt ist entsprechend die absolute Mehrheit der Umfrageteilnehmer zufrieden (63 %, kumuliert). 26 Prozent äußern hingegen eine leicht ausgeprägte und weitere zehn Prozent eine stark ausgeprägte Unzufriedenheit (36 %, kumuliert). Ein Prozent kann und 0,3 Prozent wollen hierzu keine Antwort geben.

P.S. Danke liebe Bahn & EVG. Der Streik am Muttertag wird viele Mütter und Kinder daran hindern, sich zu sehen. Oder, wenn sie denn mit der Bahn reisen, sind sie gezwungen, den Muttertag am späten Nachmittag abzubrechen, weil sie sonst nicht mehr nach Hause kommen. Wo leben wir eigentlich? Und was ist mit den Arzt- oder Krankenhaus-Terminen, die wochenlang vorab gebucht werden müssen und nun nicht wahrgenommen werden können? Nicht jeder Bürger in Deutschland lebt in Berlin-Mitte. Das scheint aber weder die Gewerkschafter noch die Boni-Bonzen am Potsdamer Platz zu interessieren. Nun ist der Streik zwar abgesagt, die Fahrpläne sind aber durcheinander und viele Züge werden nicht fahren.

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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