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Enormer Rückhalt für Kulturangebote in Deutschland

91 Prozent der Menschen in Deutschland ist es wichtig, die kulturellen Angebote in Theaterhäusern für kommende Generationen zu erhalten. Das ist das Ergebnis des neuen Relevanzmonitors Kultur des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung. Vier von zehn jungen Erwachsenen haben jedoch das Gefühl, das Angebot richte sich gar nicht an sie. Sie fühlen sich vor Ort fehl am Platz. Die Entscheider in den Kulturinstitutionen und der Politik sollten das Angebot und ihre Kommunikationswege modernisieren, um der Relevanz gerecht zu werden, die die Bevölkerung ihrer Arbeit zuschreibt.

Den Menschen in Deutschland (91 Prozent) ist es wichtig, die kulturellen Angebote in Theaterhäusern für kommende Generationen zu erhalten. Eine große Mehrheit (76 Prozent) ist zudem der Meinung, diese sollten weiter mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Die Angebote gehörten zur kulturellen Identität (82 Prozent) beziehungs- weise Bildung (91 Prozent) in Deutschland. Zu diesen Ergebnissen kommt der neue “Relevanzmonitor Kultur” des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung. Mit der bundesweit repräsentativen forsa-Umfrage ist das Liz Mohn Center erstmals der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert Kulturangebote in Deutschland haben. Deutlich wird dabei ein fast einheitlicher Rückhalt in der Bevölkerung: Die Arbeit der Theater sei wichtig, solle weiter gefördert und für die Zukunft erhalten werden.

„Kultur verbindet uns. Sie baut Brücken der Verständigung in einer zerrissenen Welt. Die Menschen in unserem Land spüren diese Kraft und wollen sie erhalten. Die junge Generation für die Vielfalt der Kultur zu begeistern, ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die wir gemeinsam angehen sollten”, sagt Liz Mohn, die Präsidentin des von ihr gegründeten Liz Mohn Centers.

Wird die Kultur-Branche ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht?

Eine Diskrepanz entsteht jedoch zwischen dem einheitlichen Wunsch nach Kulturerhalt und dem tatsächlichen Interesse und der Nutzung der Angebote. Sowohl in der gesamten Bevölkerung als auch in der Generation der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren interessieren sich zwei Drittel gar nicht oder weniger stark für Theateraufführungen, klassische Musikkonzerte, Oper-, Ballett- und Tanzaufführungen. Vier von fünf Befragten gaben an, klassische Angebote wie diese in den letzten zwölf Monaten gar nicht wahrgenommen zu haben.

37 Prozent der Befragten waren noch nie in einem klassischen Musikkonzert oder in einer Oper-, Ballett- oder Tanzaufführung (Theateraufführungen: 10 Prozent). Viele 18 bis 29-Jähri- gen haben das Gefühl, das Angebot richte sich gar nicht an sie (43 Prozent) – sie fühlten sich dort fehl am Platz (39 Prozent).

„Gemessen an der zugeschriebenen Relevanz müsste das Publikum eigentlich in die Kulturinstitutionen strömen. Das Gegenteil ist leider momentan der Fall. Die Entscheider in den Häusern sollten jetzt diesen großen Rückhalt in der Bevölkerung nutzen, um ihr Publikum besser kennenzulernen, zu erreichen und zu begeistern. Sie müssen es mit ihren Angeboten in den Alltag und in ihre Social-Media-Timelines schaffen”, sagt Dorothea Gregor, Kulturexpertin des Liz Mohn Centers.

Handlungsempfehlungen für die Zukunft

Aus den Umfrageergebnissen ergeben sich Handlungsempfehlungen für die leitenden Akteure in den Institutionen und der Politik. Die Theaterhäuser sollten:

  1.  ihre Zielgruppen besser kennen und ansprechen: gewünscht werden beispielsweise Angebote, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten (85 Prozent), bei denen man lachen kann (83 Prozent) und die für jeden verständlich sind (81 Prozent). Außerdem sollten die Stücke gesellschaftliche und politische Diskussionen anstoßen (61 Prozent) sowie neu und aktuell sein (63 Prozent).
  2. sich öffnen und vernetzen: Theaterhäuser sollten sich als Treffpunkt für Menschen verstehen (80 Prozent) und Laien wie beispielsweise Hobbytheatergruppen oder -orchestern eine Auftrittsmöglichkeit (74 Prozent) bieten. Soziale wie habituelle Zugangshürden müssen abgebaut werden.
  3. Marketing sozial und modern gestalten: Das Preisgefüge sollte sozial gerecht sein (89 Prozent) und insbesondere 18-29-jährige brauchen leichteren Zugang zu Programminformationen (42 Prozent), beispielsweise über Social Media Plattformen.

“Die Politik hat den klaren gesellschaftlichen Auftrag, die bestehenden Strukturen zu erhalten, zu finanzieren und in ihrer dringend anstehenden Transformation zu unterstützen, um diese weltweit einmalige Kulturlandschaft für die kommenden Generationen zu erhalten,“ bilanziert Gregor.

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