Die Wannsee-Konferenz

Vor 80 Jahren beschloss eine kleine Gruppe von Beamten und SS-Führern die Organisation der sogenannten Endlösung der Judenfrage. Das ZDF erinnert an das Ereignis mit einem beeindruckenden Film.

Vier Monate, bevor er bei einem Attentat in Prag tödlich verwundet wurde, lud Reinhard Heydrich in seiner Funktion als Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) zu einer Konferenz in Berlin-Wannsee ein. Ermächtigt dazu war Heydrich durch ein Schreiben des Reichsmarschalls Hermann Göring vom 31.7.1941 (Ermächtigung Göring an Heydrich Juli 1941). Wie aus den Einladungsschreiben hervorgeht, war das Thema der Konferenz die „Endlösung der Judenfrage“ (einladung-hofmann-1942 ).

Ort der Wannsee-Konferenz war die Minoux-Villa, die seit 1940 dem partei-eigenen Sicherheits-Dienst (SD) als Gäste-Haus diente.

Eingeladen wurden Vertreter der Reichskanzlei, der Parteikanzlei, verschiedener Reichs-Ministerien, des General-Gouvernements und der SS. Die 15 Teilnehmer der Wannsee-Konferenz waren:

  • Reinhard Heydrich (1904 – 1942), SS-Obergruppenführer und Chef des Reichssicherheitshauptamts (RSHA)
  • Adolf Eichmann (1906 – 1962), SS-Obersturmbannführer und Leiter im Referat IV B 4 („Judenangelegenheiten“) des RSHA
  • Heinrich Müller (1900-1945), SS-Gruppenführer und Chef der Geheimen Staatspolizei (Gestapo)
  • Otto Hofmann (1896-1982), SS-Gruppenführer und Chef des Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA)
  • Rudolf Lange (1910-1945), SS-Sturmbannführer und Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Riga, Lettland
  • Eberhard Schöngarth (1903-1946), SS-Oberführer und Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Generalgouvernement
  • Gerhard Klopfer (1905-1987), Staatssekretär Parteikanzlei
  • Wilhelm Kritzinger (1890-1947), Ministerialdirektor Reichskanzlei
  • Josef Bühler (1904-1948), Staatssekretär, ständiger Stellvertreter des Generalgouverneurs in Krakau
  • Georg Leibbrandt (1899-1982), Reichsamtsleiter – Reichsministerium f. d. besetzt. Ostgebiete
  • Alfred Meyer (1891-1945), Gauleiter – Reichsministerium f. d. besetzt. Ostgebiete
  • Erich Neumann (1892-1948), Staatssekretär im Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan
  • Martin Luther (1895-1945), Unterstaatssekretär Auswärtiges Amt
  • Wilhelm Stuckart (1902-1953), Staatssekretär Reichsministerium des Inneren
  • Roland Freisler (1893 – 1945), Staatssekretär Reichsjustizministerium

Heydrich verfolgte mit der Wannsee-Konferenz zwei Ziele. Zunächst sollten die Eingeladenen über die bisher schon erfolgten Maßnahmen in Großdeutschland, Polen, dem Baltikum und den schon besetzten Teilen der Sowjet-Union zur Vernichtung der dortigen jüdischen Bevölkerung informiert werden. So machte der RSHA-Chef die Beteiligten zu mitwissenden Komplizen über die Mord-Aktionen der Einsatz-Gruppen, die seit Beginn des Unternehmens Barbarossa bereits etwa 500.000 Juden erschossen hatten. Heydrich informierte auch über die geplante Industrialisierung des Tötens, mit dem sichergestellt werden sollte, dass alle mehr als 11.000.000 Juden im von Großdeutschland besetzten oder beeinflussten Europa getötet werden konnten. Das zweite Ziel des SS-Führers war es, im Kreis der Teilnehmer der Wannsee-Konferenz Einvernehmen darüber zu erzielen, dass die SS als Ganzes und Heydrich mit dem RSHA insbesondere die Verantwortung für die Endlösung der Judenfrage erhielt. Ein Gelingen dieses absurd-mörderischen Planes der Tötung des gesamten Judentums in Europa hätte den Nimbus und Status von Reinhard Heydrich in den Augen nicht nur Hitlers, sondern auch vieler anderer antisemitischer Parteiführer sicher extrem gesteigert.

Zum Download steht das Protokoll der Wannsee-Konferenz hier zur Verfügung Protokoll Wannseekonferenz Januar 1942.

Anlässlich des 80. Jahrestags der historischen Wannsee-Konferenz im Januar 2022 zeigt das ZDF den gleichnamigen Film von Matti Geschonneck. „Die Wannseekonferenz“ schildert anhand des von Adolf Eichmann gezeichneten „Besprechungsprotokolls“ das Treffen führender Vertreter des NS-Regimes am 20. Januar 1942 in einer Villa in Berlin-Wannsee. Thema war die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“: die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmords an den Juden Europas. Der Film wird linear und online von einordnenden Angeboten begleitet.

Der ZDF-Film ist schon die dritte Verfilmung der Wannsee-Konferenz. Es ist eine wirklich beeindruckende Neu-Auflage, da sie die Diabolik sowohl von Reinhard Heydrich (hervorragend interpretiert von Philipp Hochmair), Heinrich Müller (schaurig-kalt Jakob Diehl), Otto Hofmann (fanatisch Markus Schleinzer) und Dr. Eberhard Schöngarth (abgebrüht Maximilian Brückner) eindrucksvoll zeigt. Daneben wirken Figuren wie Dr. Wilhelm Stuckart (dargestellt von Godehard Giese) und Dr. Josef Bühler (Sascha Nathan) erschreckend oberflächlich und tändelnd; sie erinnern an das entlarvende Wort von Hannah Arendt von der „Banalität des Bösen“.

Der Film „Die Wannseekonferenz“ steht ab dem 19. Januar 2022 in der ZDF-Mediathek zur Verfügung und wird am 24. Januar 2022 im ZDF um 20.15 Uhr gezeigt.