Die Grundrente kommt. Sicher ist sie nicht.

Besonders arme Rentner erhalten einen individuellen Zuschlag zu ihrer Rente. Was gut klingt, verdeckt nur Struktur-Mängel der Rente, die uns bald einholen werden.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales von Hubertus Heil (SPD) geht davon aus, dass etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland von der Grundrente profitieren werden. Der durchschnittliche Zuschlag zur Rente wird nach Schätzungen des BMAS voraussichtlich 75 Euro betragen. Die tatsächliche Höhe wird individuell berechnet. Beträge, auf die ab Januar 2021 ein Anspruch besteht, werden in allen Fällen in den nächsten Monaten nachgezahlt.

Die sogenannte Grundrente verdeckt gleich mehrere Mängel des Renten-Systems in Deutschland. So ist nicht jeder Berufstätige verpflichtet, während des Berufslebens in das gesetzliche Rentensystem einzuzahlen. Die tatsächlichen Einzahlungsbeträge werden nicht angelegt und im Rentenalter an die Rentenempfänger ausgezahlt. Vielmehr werden die Beiträge der Arbeitnehmer dazu verwendet, die aktuellen Rentenzahlungen an die Altersruhegeld-Empfänger zu finanzieren (Umlageverfahren). Aufgrund des demografischen Wandels funktioniert dieses System schon seit mehreren Jahrzehnten immer schlechter und der Bundeszuschuss aus dem Bundeshaushalt für die Rentenkasse ist auf jetzt 100 Mrd. Euro angewachsen – Tendenz steigend. Eine Anpassung des Renteneintritts-Alters an die gestiegene Lebenserwartung findet nicht statt, sie wird politisch verhindert. Deswegen verlängert sich die Rentenzahldauer ständig. Die Förderung der Privaten Altersvorsorge ist zu kompliziert und ineffektiv. Noch schlimmer: die rasante Zunahme prekärer Beschäftigung lässt vielen Arbeitnehmern keinen finanziellen Spielraum für die Private Altersvorsorge.

Viele Fragestellungen, auf die die zahlreichen Regierungen Merkel seit 2005 keine Antwort gesucht, gefunden oder gegeben haben. Es bleibt nur die Hoffnung auf die nächste Regierung ab Herbst 2021. Versagt auch die in diesem zentralen Punkt unserer Sozial-Politik wird es düster in unserem Land.

Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“