Demografie: OECD-Studie deckt Handlungs-Stau auf

Aufgrund des demografischen Wandels rechnet die OECD mit einer Halbierung des Wirtschaftswachstums bis 2060. Daraus müssten jetzt endlich Konsequenzen gezogen werden.

Die Verhandler aus SPD, Grüne und FDP messen den Folgen des demografischen Wandels keine hohe Priorität bei. So soll das Renten-Niveau stabil bleiben und das Renten-Eintrittsalter nicht angehoben werden. Dabei wird die Zahl der Rentner in den nächsten Jahren stark zunehmen, während die Beitragszahler der Sozialkassen – Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung – abnehmen wird.

Dazu, wie die entstehende Lücke geschlossen werden kann, macht die OECD Vorschläge die keineswegs neu aber dennoch in der deutschen Politik stark umstritten sind.

Die OECD rechnet damit, dass sich das jährliche Wirtschaftswachstum der OECD- und der G20-Staaten bis 2060 auf die Hälfte reduzieren könnte. Im Schnitt würde das Bruttoinlandsprodukt dieser Länder dann halbiert sein – statt der heutigen 3 % pro Jahr erwartet die OECD nur noch 1,5 % Jahres-Wachstum.

Die Alterung der Gesellschaften, nur noch geringe Produktivitätssteigerungen und gebremstes Wirtschaftswachstum in den Entwicklungs-Ländern seien Gründe für diese Entwicklung. Gleichzeitig dürften aufgrund des demografischen Wandels die Kosten für Renten und die Gesundheitsversorgung ansteigen und so die Staatshaushalte unter Druck setzen. Um die Schuldenquoten der Staaten auf dem erreichten Niveau zu stabilisieren, wären der OECD zufolge Mehreinnahmen und Minderausgaben von im Median acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) notwendig.

Der größte Posten für die Belastung der Haushalte ist mit 2,8 Prozentpunkten des BIP der angenommene Anstieg der Rentenlasten, gefolgt von den um 2,2 Prozentpunkte zunehmenden öffentlichen Ausgaben für Gesundheit und Pflege.

Um Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen abzufedern, schlägt die OECD vor allem eine Erhöhung der Lebensarbeitszeit vor. Diese solle laufend um zwei Drittel der Zunahme der Lebenserwartung angehoben werden.

Außerdem wäre es der Organisation zufolge sehr hilfreich, die Erwerbsbeteiligung zu steigern. Dazu dienten niedrigere Steuern auf Arbeitseinkommen, höhere Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik und mehr Mutterschaftsurlaub.

Deutsche Wirtschaft wächst nur schwach

In der OECD-Projektion bis 2060 hat die Organisation fast überall das langfristig erwartete Wirtschaftswachstum pro Kopf der Bevölkerung drastisch gesenkt. Deutschland gehört dabei mit nur noch 0,9 Prozent pro Jahr von 2030 bis 2060 zu den Ländern mit dem geringsten materiellen Wohlstandsgewinn in diesem Zeitraum.

Im Jahr 2018 hatte die OECD in ihrem Hauptszenario noch mit 1,6 Prozent pro Jahr gerechnet. Aber auch für den Euro-Raum und das OECD-Gebiet insgesamt wurden die Wachstumserwartungen pro Kopf drastisch von 1,7 Prozent auf 1,1 Prozent heruntergesetzt. Das liegt vor allem daran, dass der Zuwachs an Arbeitsproduktivität, also wie viel mehr pro Arbeitsstunde oder Arbeitskraft produziert wird, und die Kapitalausstattung der Arbeitskräfte in der neuen Projektion weniger stark wachsen. Beides liegt in der Regel an unzureichenden oder fehlgeleiteten öffentlichen und privaten Investitionen.

Die Studie der OECD können Sie hier im Original lesen: Demografie und Staatsfinanzen – OECD-Studie.