Das war das Börsenjahr 2020

Corona-Rezession, Brexit, America First-Handelskriege – wie war das Börsenjahr 2020 und was erwartet uns 2021? Experten antworten.

Nach Berechnungen der DZ Bank, über die dpa berichtet, ist das Geldvermögen der privaten Haushalte im Jahr 2020 um 393 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 7,1 Billionen Euro gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 5,9 Prozent zum Jahr 2019. Die DZ Bank geht für das Jahr 2020 von einer rekordverdächtigen Sparquote von 16 Prozent aus. Das bedeutet, dass von 100 Euro verfügbarem Einkommen 16 Euro auf die hohe Kante gelegt wurden. Die bisher höchsten Sparquoten in Deutschland wurden nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes 1991 und 1992 mit jeweils 12,9 Prozent gemessen. 2019 waren es sogar nur 10,9 Prozent.

Im Vergleich zu 2019 legten die Privathaushalte nach den Berechnungen der DZ Bank über 100 Milliarden Euro mehr auf die hohe Kante. Allerdings blieben die Mittel größtenteils einfach auf Girokonten ohne Zinsen stehen. Im Zinstief wüssten viele Anleger nicht wohin mit freiwerdenden oder neuen Anlagemitteln. Inzwischen sind laut DZ Bank mehr als 28 Prozent des gesamten Geldvermögens – also rund 2 Billionen Euro – dauerhaft „zwischengeparkt“, vorwiegend in Form von unverzinslichen Sichteinlagen, die bei Bedarf rasch umgeschichtet werden können wie zum Beispiel Tagesgeld.

Aktien kamen bei den als eher risikoscheu geltenden Deutschen zu einer Renaissance: Im ersten Halbjahr 2020 stieg der DZ Bank zufolge die Geldvermögensbildung in Form von Aktien auf 28,5 Milliarden Euro. Dies wäre das 2,8-Fache der Netto-Mittelanlage im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Wie geht es weiter an den Börsen? DNEWS24 befragte zwei Experten

Der Autor

Charles Neus ist Head of Retirement Solutions bei Schroder Investment Management Europe S.A., German Branch.

Die Marktrallye im Jahr 2020 wurde von einer relativ engen Palette von Technologietiteln angeführt, insbesondere Amazon, Apple, Microsoft, Facebook und Alphabet (manchmal auch FAMAGs genannt). Dies war in erster Linie auf die berechtigte Auffassung zurückzuführen, dass diese Unternehmen in ihren jeweiligen Bereichen dominant sind, ein hohes langfristiges Umsatz- und Gewinnwachstum aufweisen und während des Lockdowns von erzwungenen Änderungen der Arbeits-, Sozial- und Einkaufspraktiken profitiert haben. Tatsächlich waren diese Unternehmen die sogenannten „Lockdown-Führer”.

Covid-19 hat die Verbreitung neuer Technologien, wie E-Commerce und Remote Working, deutlich beschleunigt.

Im Jahr 2020 strömten die Anleger angesichts der globalen Ungewissheit in sichere Werte, wobei Wachstum und Defensivität (wie bei den Technologienamen) ein wesentlicher Bestandteil der Gleichung waren. Die Ankündigungen im November, dass mehrere wirksame Covid-19-Impfstoffe entwickelt worden sind, gaben den Anlegern jedoch einen Anreiz, über eine „Normalisierung“ und wirtschaftliche Erholung in den Jahren 2021 und 2022 nachzudenken.

Wir erwarten für 2021 deutlich breiter verteilte Kursanstiege am Markt. Technologietitel können sich weiterhin gut entwickeln, doch manche derzeit weniger beliebte Sektoren könnten eventuell sogar noch besser laufen. Globale Aktien werden sich womöglich im Jahr 2021 weiterhin gut entwickeln, aber der Tech-Bereich wird sich eventuell das Rampenlicht mit einigen ungeliebten Sektoren teilen müssen. In der Zwischenzeit werden einige Megatrends weiter an Fahrt gewinnen.

Somit werden auch Aktieninvestitionen in langfristige Anlagen wie die Altersvorsorge eine kluge Entscheidung sein.

Wichtiger Hinweis:

Die in dem Artikel geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von dem Autor und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Diese können sich ändern.

Der Autor

Guido Lingnau ist Geschäftsführender Gesellschafter der Guliver Anlageberatung GmbH und Fondsmanager des Guliver Demografie Sicherheit.

Das Börsenjahr 2020 glich einer Achterbahnfahrt mit rasanten Auf- und Ab-Bewegungen. Erst der aus 2019 fortgesetzte Boom, dann mit dem Ausbruch der Pandemie der steile Absturz, gefolgt von einem fast kontinuierlichen Anstieg auf zuletzt sogar neue Rekordstände. Wer möglichst weltweit branchenübergreifend investiert hat und den zwischenzeitlichen Kursrutsch ausgesessen hat, dürfte auf ein gutes Aktienjahr 2020 zurückblicken können. Die Welt wird immer digitaler und die Börsen nehmen diese Entwicklung wieder einmal vorweg. Technologie, Onlinehandel und Biotechnologie gewannen besonders deutlich. Zu den Verlierern gehörten vor allem ökologisch bedenkliche Branchen, Fluggesellschaften und Touristikanbieter.

Für Anleger*innen bleiben Aktien-Indexfonds (ETFs) oder sehr gute Mischfonds (achten Sie auf ein 5-Sterne-Rating beim Fondsanalysten Morningstar) auch in Zukunft ein hervorragendes Instrument für die private Altersvorsorge. Das gilt ganz besonders in Zeiten, in denen Alternativen wie Festgeld und Lebensversicherungen auf absehbare Zeit kaum noch Renditen erbringen und Immobilien sehr teuer geworden sind.

Gut möglich, dass es an den Börsen auch 2021 wieder zu hohen Schwankungen kommen wird. Für eine Aktienentscheidung sollten aber kurzfristige Erwartungen keine Rolle spielen. Die wichtigste Börsenregel lautet: Time in Market schlägt Market-Timing. Keiner pflanzt einen Apfelbaum, weil er für die nächsten Wochen gutes Wetter erwartet.