COVID19: Ärzte flehen um Hilfe

Das Ausmaß der Coronavirus-Pandemie wird bedrohlich. Das Gesundheits-System in Deutschland ächzt unter der Belastung. Schon in wenigen Tagen könnte es zusammenbrechen.

Zahl der Corona-Infizierten und Toten in Deutschland steigt

Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist in Deutschland die Zahl der durch das Coronavirus COVID19 Infizierten aktuell um 4.995 auf 36.508 gestiegen. Die Zahl der Toten beträgt 198.

Fehlendes Schutzmaterial

Niedergelassene Ärzte, Klinik-Mitarbeiter, Pflegeheime, Kita-Erzieherinnen in der Notbetreuung und viele andere Gruppen klagen über fehlende Atemschutzmasken. Wann jedoch der Mangel behoben werden kann, ist derzeit völlig offen. Täglich werden bundesweit etwa 1 Million Atemschutzmasken benötigt. Während das Grundmaterial dieser Masken und die Maschinen, die sie fertigen, häufig aus Deutschland stammen, werden Atemschutzmasken vorwiegend in China und Südostasien produziert. Es ist aufgrund der niedrigen Lohnstückkosten billiger, die Masken um die halbe Welt zu transportieren, als sie in Deutschland oder Europa zu produzieren. Die wirkliche Quittung erhalten wir jetzt. Der Preis für Atemschutzmasken hat sich mehr als verzehnfacht, Lieferketten sind brüchig, zugesagte Lieferungen finden einfach nicht statt.

Es fehlen aber auch Beatmungsgeräte. Erste Unternehmen stellen ihre Produktion in Deutschland von Konsumgütern auf medizin-technisches Gerät um. Ob das so schnell funktionieren wird, wie es jetzt notwendig ist, wird sich bald zeigen.

Es fehlen aber auch Medikamente, die für künstlichen Beatmung gebraucht werden. Auch diese Medikamente kommen oft aus China oder anderen Ländern, die derzeit nicht mehr zuverlässig liefern.

Gesundheitsämter informieren nicht zuverlässig

Wie die Augsburger Allgemeine Zeitung berichtet, hat die Dillinger Gesundheitsamtsleiterin Dr. Uta-Maria Kastner mitgeteilt, Hausärzte könnten laut dem Landesamt für Gesundheit bei Patienten mit Corona-Verdacht ohne besondere Schutzausrüstung einen Abstrich für die Testung machen. Dies halten die Hausärzte im Kreis Dillingen für falsch und fahrlässig. Denn auch bei Coronavirus-Tests sei die Ansteckungsgefahr für das medizinische Personal enorm. Fehlende Atemschutzmasken steigern das Risiko, dass Ärzte und Krankenschwestern sich anstecken und ausfallen. Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hält die Haltung des Dillinger Gesundheitsamtes für nicht richtig. In jedem Fall sei persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu tragen. Bei Maßnahmen, die eine Freisetzung von Tröpfchen beziehungsweise Aerosolen produzieren, sei ein adäquater Atemschutz (FFP2) erforderlich, so das LGL.

Belastungsgrenzen in Sicht

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat den Senat am Mittwoch aufgefordert, „unverzüglich ein Maßnahmenpaket aufzusetzen, um den drohenden Zusammenbruch der medizinischen Versorgung in Berlin noch zu verhindern“. Wie Projektionen zeigten, werde das Gesundheits-System in Berlin spätestens zu Ostern an seine Grenzen kommen.

Deutsche Ärzte haben Kliniken im Elsaß besucht, um sich vor Ort über Kapazitäts-Probleme zu informieren. In Frankreich finden Massnahmen Anwendung, die im Extrem-Fall auch für Deutschland denkbar werden könnten. Dabei handelt es sich um die sogenannte Triage, die bisher bei Katastrophen-Fällen im Notfall eingesetzt wird. Seit dem 21. März werden Patienten im Elsaß, die älter als 80 Jahre sind, nicht mehr künstlich beatmet. Stattdessen erfolgt eine Sterbebegleitung mit Opiaten und Schlafmitteln. Patienten in Pflegeheimen, die älter als 80 Jahre und beatmungspflichtig wären, erhalten eine schnelle Sterbebegleitung mit Opiaten und Schlafmitteln durch den Rettungsdienst. Es gibt in der Uni-Klinik in Strassburg nur noch eine Bypass-Operation pro Tag. Chirurgische Eingriffe wegen Tumoren werden nicht mehr vorgenommen. Frakturen werden nicht mehr operiert. Ambulante Operationen werden abgesagt Alle Gehfähigen und Patienten, bei denen es medizinisch vertretbar ist, werden aus der Klinik entlassen.

App für Corona-Selbst-Test

Die Charité bietet ab sofort eine App als Entscheidungshilfe an. Die CovAPP ist in Kooperation mit der gemeinnützigen Potsdamer Organisation Data4Life entwickelt worden. Sie wird von der Hasso-Plattner-Stiftung finanziert. Laut Charité erhalten Nutzer der CovAPP Handlungsempfehlungen, wenn sie online einen Fragebogen beantworten. Die Antworten aus dem Fragebogen können durch einen QR-Code an die Charité übermittelt werden. So sollen Abläufe optimiert werden. Die „CovApp“ ist browserbasiert und über die Adresse https://covapp.charite.de/ zu erreichen.