Butter bei die Fische – Höchst ehrliche Betrachtungen zum Älterwerden. Teil 1: Man ist so alt, wie man sich fühlt. – Ein Kommentar von Renate Zott
50 ist das neue 40, heißt es oft so schön. So ganz ehrlich betrachtet reicht mein gefühltes Alter von 25 bis Tod. Die Range ist groß, das Leben hat seine Spuren hinterlassen. Es ist so ein bisschen wie mit der Medaille und den 2 Seiten.
Auf der einen ist die „Junge“, auf der anderen die „Alte“. Ich glaube, jeder kennt sie, diese Seiten. Während ich das schreibe, freue ich mich sogar, dass es noch einen jungen Teil in mir gibt. Der kommt zum Vorschein, wenn ich Sport mache – insbesondere beim Tanzen. Bewegung und Musik hat sozusagen etwas „Erhaltendes“. Egal ob Zumba, Rock’n Roll oder en Standard-Tanz. Das beschwingt mich, befreit mich von dem, was in meinem Leben sonst noch so tobt. Auch auf dem Laufsteg herrscht die gleiche pure Leichtigkeit oder wenn tolle Fashion Fotos von mir gemacht werden. Ich stelle fest: Leidenschaften machen jung. Dann ist es ist tatsächlich so, als würde einer den Schalter umlegen, sämtliche Zipperlein abstellen und mich nur glücklich sein lassen. In diesen Momenten darf ich das alles vergessen. Ich sein. Frei von allen Lasten, die im Alltag auf mir liegen, mich belasten, stressen und sorgen. Ja einfach alt machen. Ein tolles Chemielabor, das ich da in meinem Körper hab‘. Lieber Schöpfer, gib‘, dass es noch lange seine genialen Dienste tut!
(Alters-) Komfortzonen
Am Schreibtisch ist es wieder anders, der ist sozusagen meine Komfortzone. Da kann ich morgens im Pyjama sitzen, einen heißen köstlichen Kaffee schlürfen und meine Gedanken über Gott und die Welt via Tastatur auf den Bildschirm bringen und ausleben. Das ist mein Seelenfutter. Beim Gestalten von neuen Blogbeiträgen kann ich abtauchen, kreativ versinken und mich wie eine kleine Schneekönigin freuen, wenn Text und Bild in immer neuen Harmonien vor den Augen meiner Leser erscheinen und ich in meiner Kreativwerkstatt wieder neue Effekte gefunden und gelernt habe. „Alte“ können auch noch lernen, stelle ich immer wieder fest. Und ich tue das wahnsinnig gerne.
Man wird so alt wie ‚ne Kuh und lernt immer noch dazu…
Lernen ist überhaupt so ein Ding. Ich höre immer mal wieder Stimmen, die das im Alter nicht mehr so wichtig finden und lieber am Gewohnten kleben bleiben. So nach dem Motto: „Brauch ich in meinem Alter nicht mehr…“ Ich glaube hingegen, lernen hält jung und frisch – zumindest die Birne. Und: ich lebe in der Überzeugung, dass die Speicherkapazität unendlich ist und wir von der schönen großen Festplatte grundsätzlich leider nur einen kleinen Teil nutzen. Im Hinblick auf die Möglichkeiten, die wir also völlig umsonst mit Gedanken und Wissen belegen können, finde ich durchaus ein bisschen traurig, dass sich ziemlich viele Menschen wenig mit diesem überaus herrlichen Potential beschäftigen – geschweige denn meine Freude daran teilen, es zu nutzen. Dieser geschenkte Hochleistungsrechner hat eine weitere Funktion, nämlich das sichere Abspeichern. Das hat Vor- und Nachteile, denn „er“ speichert die guten wie die schlechten Informationen. Verletzungen zum Beispiel, so wie negative Erfahrungen und Schmerzen. In gewissen Abteilungen ist mein Schmerzspeicher so hypersensibilisiert, dass mich Gedanken in diese Richtung ächzen lassen, bevor sich überhaupt ein Schmerz auf den Weg machen und sich tatsächlich manifestieren kann. Ebenfalls eine neue Idee des Alters, sozusagen „Vorschmerzen“ durch Erfahrungen auszulösen. Gleichzeitig macht mir dieser Speicher unendlich viel Freude, weil ich weiß, dass er alles, was ich gelernt und erfahren habe, sicher aufbewahrt. In ein Bild übersetzt stelle ich mir dazu kleine Kästchen vor, in denen die Informationen liegen. Klar kommt es vor, dass da Unordnung herrscht, man in die falsche Kiste greift oder ungeahnte Verschlüsselungen auftauchen, die erst mal decodiert werden wollen. Fantastisch ist das Erlebnis, wenn man dann doch wieder drankommt. Bei mir äußert sich die Suche durch Schweigen, weil dieser Prozess – also in den ollen Kisten zu kramen – absolute Konzentration erfordert. Da muss man sein Gegenüber schon manchmal aufklären, warum man verbal gerade offline ist. Aber wenn das Birnchen angeht und man das Gesuchte „ausspucken“ kann, freut man sich einfach. „Da geht doch noch so einiges“, denk ich mir dann
Jedenfalls ist (Denk-) Sport echt etwas Feines für oder besser gesagt gegen das Alter.
Die Autorin Renate Zott
Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.
Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.
Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.