Bürgerschaftswahl in Hamburg: Die CDU geht unter

In Hamburg haben sich die Wähler für den blassen aber verlässlichen Bürgermeister Peter Tschentscher entschieden. Auch in früheren Landtags-Wahlen vermieden die Bürger Risiken und wählten die Amtsinhaber.

Die Bürgerschaft in Hamburg hat ein neues Landes-Parlament gewählt. Am Ende einer Woche, in der die CDU führungslos taumelnd die Äquidistanz zu Rechten und Linken aufgegeben hat, fällt die einst in Hamburg stolze Volkspartei auf 11,2 % (-4,7 %) und verliert jeden dritten Wähler. Zum Vergleich: 2004 hatte die CDU noch 47,2 % erreicht. Ein – selbst im Vergleich zur Bundes-SPD – beispielloser Absturz.

In Hamburg bleibt die SPD trotz starker Verluste die stärkste politische Kraft. Die Sozialdemokraten erreichen 39 % (2015: 45,6 %, -6,6 %). Inwieweit der Parteispenden-Skandal um die Cum-Ex-Affäre der Warburg-Bank (siehe Handelsblatt https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/steuerskandal-cum-ex-firma-der-warburg-eigner-spendete-an-die-spd-in-hamburg/25560888.html?ticket=ST-6655791-PFdId4iJR54vc1EGnVRX-ap2) hier einen Einfluss hatte, müssen die genauen Wahlanalysen zeigen.

Die AfD erzielt 5,3 % (-0,8 % ), die FDP fliegt mit 4,9 % (-2,5 %) aus dem Parlament, die Linke erreicht 9,1 % (+0,6 %).

Erstaunlich ist das Ergebnis der Grünen, die in früheren Umfragen mit der SPD um den Platz 1 in Hamburg konkurierten und jetzt ihre Stimmen verdoppeln konnten. Sie landen mit 24,2 % (+11,9 %) aber mit weitem Abstand auf Platz 2.


Das Ergebnis der FDP hat sich nach einer Nachzählung in Hamburg-Langenhorn verändert. In einer früheren Version hatten wir geschrieben, dass die Liberalen gerade noch mit 5,0 % in die Bürgerschaft gewählt wurden. Dies ist nun aufgrund des überprüften vorläufigen amtlichen Endergebnisses, das der Wahlleiter in Hamburg feststellte, korrigiert.

Die Union verliert auch bei der Sonntagsfrage

Mit leichten Verlusten (-1 auf 26,5 %) führt im aktuellen INSA-Meinungstrend die CDU. Auf dem zweiten Platz, ebenfalls mit Verlusten, landet Bündnis 90/Die Grünen (-1,5 auf 20,5 %). Die SPD kann sich um zwei Prozentpunkte verbessern und liegt mit 14,5 Prozent nur knapp hinter der AfD (15 %, +1). Die Linke verschlechtert sich leicht und kommt auf 9,5 Prozent (-0,5). Das Schlusslicht bildet die FDP mit 7,5 Prozent (-0,5).

Bei den sicheren Wählern können sich SPD, AfD und Linke verbessern (je +1), während die Grünen einen Punkt einbüßen. Bei Union und FDP zeigen sich keine Änderungen. Potentielle Wähler kann dieses Mal nur Bündnis 90/Die Grünen hinzugewinnen (+1), die FDP verliert hier zwei Prozentpunkte, während der Anteil bei den restlichen Parteien konstant bleibt.

Die AfD ist die einzige Partei, bei der der Anteil derjenigen, die diese Partei ausschließen, diese Woche konstant bleibt. Bei allen anderen erhöht sich das Negativpotential: bei der Linkspartei um zwei Punkte, bei Grünen und SPD je um drei, bei der FDP um vier und bei der CDU sogar um fünf Prozentpunkte.