Buch-Tipp: Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler

Aufstieg und Untergang des ewigen Hitlerjungen. Eine neue Biografie von Oliver Rathkolb.

Adolf Hitler lernte Baldur Benedikt von Schirach (* 9. Mai 1907 in Berlin) 1925 im Hause der Eltern in Weimar kennen. Hitler holte Schicrach nach München, wo dieser Germanistik und Kunstgeschichte studierte, in die NSDAP eintrat und Führer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds wurde.

Jugendorganisationen hatten in er Weimarer Republik einen großen Zulauf: Anfang der 1930er Jahre waren rund zwei Millionen Jugendliche in Deutschland Mitglieder in Sportvereinen. Damit stellten die Sportvereine das wichtigste organisierte Umfeld für Jugendliche in der Weimarer Republik dar. Katholische und evangelische Jugendverbände folgten mit rund einer Million bzw. 600.000 Mitgliedern auf dem zweiten und dritten Platz. Die nächstgrößeren Jugendorganisationen waren hingegen politische Vereine: Die Hitlerjugend der NSDAP zählte Anfang der 1930er Jahre rund 100.000 Mitglieder während die Sozialistische Arbeiterjugend rund 90.000 Mitglieder hatte. Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands erreichte rund 55.000 Mitglieder. Eine gesonderte Rolle nahmen Bündische Jugendgruppen ein, die politisch waren, sich aber keiner Partei zurechnen ließen und rund 70.000 Mitglieder zählten.

Nach der Machtergreifung und der Gleichschaltung aller Jugendverbände ernannte Hitler Schirach am 17. Juni 1933 zum Jugendführer des Deutschen Reiches.

1936 wurde er Staatssekretär und machte die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend (HJ) zur Pflicht, so dass die HJ schließlich auf sechs Millionen Mitglieder anwuchs. Baldur von Schirach hatte 1936 zudem ein „Jahr des Deutschen Jungvolks“ ausgerufen. Seine Bemühungen, die Kontrolle über die gesamte Jugenderziehung zu erlangen, führten zu einem Machtkampf mit Artur Axmann, seinem Vertreter und späteren Nachfolger. Ein weiterer Versuch, Einfluss auf die Erziehung im Nationalsozialismus zu erlangen, waren auch die Adolf-Hitler-Schulen.

Am 7. August 1940 ernannte Hitler Schirach zum Gauleiter und Reichsstatthalter in Wien. Im Sommer f1943 fiel Schirach bei Hitler in Ungnade, weil er sich vor seine Frau Henriette, die Tochter des Leib-Fotografen Hitlers, Heinrich Hoffmann, stellte. Frau Schirach hatte in einer abendlichen Teerunde bei Hitler auf dem Berghof die Behandlung der Juden kritisiert.

Schirach wurde 1946 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt, da er als Gauleiter für die Deportation von 185.000 österreichischen Juden in Konzentrationslager verantwortlich gewesen war. 1966 aus dem Gefängnis in Berlin-Spandau entlassen, starb Schirach erblindet, vereinsamt und in Armut am 8. August 1974 in Kröv.

1968 gab er dem Journalisten David Frost ein TV-Interview.

Bibliografie

  • Autor: Oliver Rathkolb
  • Verlag: Molden
  • Seiten: 352
  • ISBN 978-3-222-15058-6
  • Preis: 32,00 Euro