Brauchen wir eine neue Verfassung? Wie groß ist die Zustimmung der Bürger zum Grundgesetz?

In den letzten Tagen wurde in Berlin wieder öfter darüber diskutiert, ob das Grundgesetz von 1949 durch eine neue Verfassung ersetzt werden sollte.

Das Grundgesetz vom 23. Mai 1949 wurde für die Bundesrepublik Deutschland, die aus den drei Westzonen hervorgegangen war, geschaffen. In den 70 Jahren seiner Geltung gab es 63 Änderungen des Grundgesetzes. Das Meinungsforschungs-Institut INSA befragte die deutschen Bürger, wie zufrieden sie heute mit dem Grundgesetz sind.

Mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) gibt an, sich mit dem Grundgesetz voll und ganz identifizieren zu können. 19 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage nicht zu und 14 Prozent wissen keine Antwort. Bei den weiblichen Befragten liegt der Anteil derer, die zustimmen, mit 47 Prozent niedriger als bei den männlichen Befragten mit 64 Prozent. Allerdings liegt der Anteil derjenigen Frauen, die der Aussage nicht zustimmen, mit 21 Prozent nur leicht höher als der der Männer mit 17 Prozent. Dafür ist der Anteil an Befragten, die keine Antwort wissen oder keine Angabe machen bei weiblichen Befragten mit 32 Prozent (kumuliert) deutlich höher als bei männlichen, deren Anteil hier 19 Prozent (kumuliert) beträgt.

Bei den Befragten aus dem Westen Deutschlands gibt es deutlich mehr Zustimmung bezüglich der Aussage, sich mit den Grundgesetzen identifizieren zu können, als bei den Befragten im Osten Deutschlands (58 zu 45 %). Entsprechend lehnen in Westdeutschland 18 Prozent, im Osten 24 Prozent die Aussage ab. Darüber hinaus ist auch der „weiß nicht“ und „keine Angabe“-Anteil unter den Ostdeutschen um sechs Prozentpunkte höher als bei den Westdeutschen (31 zu 25 %, je kumuliert).

In Bezug auf den schulischen Abschluss der Befragten zeigt sich die Tendenz, dass sich Befragte umso häufiger voll und ganz mit dem Grundgesetz identifizieren können, je höher ihr Schulabschluss ist: während dies nur auf 37 Prozent der Befragten mit einem Haupt- oder Volksschulabschluss zutrifft, steigt dieser Anteil bis auf 50 Prozent bei Umfrageteilnehmern mit Realabschluss und weiter bis auf zwei Drittel (67 %) bei Befragten mit Abitur oder Fachhochschulreife. Der Anteil der Befragten, die dem nicht zustimmen, die keine Antwort wissen und die keine Angabe machen verhält sich entsprechend umgekehrt: alle drei Anteile verringern sich mit zunehmender Höhe des Schulabschlusses.

Differenziert nach aktueller Wahlpräferenz zeigt sich die größte Ablehnung der Aussage bei den Wählern der AfD mit 35 Prozent. Entsprechend findet sich bei den AfD-Wählern zwar auch die geringste Zustimmung, dennoch ist dies mit 47 Prozent auch in dieser Befragtengruppe die häufigste Antwort. Die anderen Parteien stimmen der Aussage jeweils mit absoluter Mehrheit zu (60 bis 75 %).

Die Zustimmung zum aber auch die Skepsis gegenüber dem Grundgesetz wachsen mit dem Alter. Dennoch sind die meisten Bürger über 50 Jahren pro Grundgesetz – und das sehr deutlich.