Feuerwehr, Polizei, Schulen: die Demografie schlägt im öffentlichen Sektor jetzt voll durch

Bis 2030 könnten im Öffentlichen Dienst mehr als eine Million Fachkräfte fehlen

PwC veröffentlicht zehn Handlungsempfehlungen für Entscheider. Schon 2025 entsteht eine Lücke von mehr als 765.000 Fachkräften. Maßnahmenbündel könnte der Fachkräftemangel bis 2030 um mehr als die Hälfte reduzieren.

Mehr als fünf Millionen Menschen arbeiten in Deutschland derzeit im öffentlichen Sektor und erfüllen Aufgaben des Gemeinwohls und der Daseinsvorsorge. Dies ist ein enormer Personalbedarf, der aktuell schon kaum mehr gedeckt werden kann und Prognosen legen nahe, dass der Mangel an Fachkräften – ohne dass geeignete Gegenmaßnahmen unmittelbar aufgesetzt werden – von Jahr zu Jahr wachsen wird. Wie wird er sich ohne geeignete Gegenmaßnahmen bis zum Jahr 2030 entwickeln? Und wie lässt er sich wirkungsvoll abfedern? Diese und weitere Fragen haben die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland und Strategy&, die globale Strategieberatung von PwC, untersucht.

Alarmierendes Ergebnis: Selbst unter der optimistischen Annahme, dass die Fachkräftenachfrage im öffentlichen Sektor in den kommenden Jahren konstant bleibt, fehlen bis zum Jahr 2030 mehr als eine Million Fachkräfte. Bereits bis zum Jahr 2025 wächst die zu erwartende Fachkräftelücke um knapp 60 Prozent gegenüber 2021, von ca. 450.000 auf über mehr als 765.000. PwC schlägt in seinem Positionspapier außerdem zehn Maßnahmen vor, mit denen sich der Fachkräftemangel wirkungsvoll reduzieren lässt – um bis zu 610.000 Fachkräfte, also um mehr als die Hälfte der bis 2030 möglichen Personallücke. Die Analyse basiert auf Daten der Bundesagentur für Arbeit, des Statistischen Bundesamts sowie auf Modellierungen der Wirtschaftsforschungsinstitute WifOR Institute und Prognos.

„Die Zeit zum Handeln ist jetzt“

Prof. Dr. Rainer Bernnat, Leiter des Bereichs Öffentlicher Sektor bei PwC Deutschland, sagt: „Der Staat und seine Verwaltung erfüllen wesentliche Aufgaben in so wichtigen Feldern wie Bildung, Sicherheit und Gesundheit. Um sie dauerhaft zu erfüllen, bleibt nur eines: Wir müssen die wachsende Fachkräftelücke schließen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.“

Ruheständler bei Bedarf für bestimmte Aufgaben reaktivieren

Von den insgesamt zehn Handlungsempfehlungen zielen fünf Maßnahmen auf eine Steigerung der Anzahl verfügbarer Fachkräfte ab. Dazu gehören flexiblere Renten- und Pensionseintritte, eine Stärkung des Ehrenamts, qualifizierte Zuwanderung, eine Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Sektors, erleichterte Quereinstiege und eine bessere Personalgewinnung. Die weiteren fünf Handlungsempfehlungen zielen auf eine Optimierung der Prozesse ab. Hier geht es um eine beschleunigte Verwaltungsdigitalisierung, eine Erhöhung von Motivation und Arbeitsfähigkeit, ein kritisches Hinterfragen der Notwendigkeit ausgewählter Dienstleistungen, mehr Self-Services und neue Kooperationsansätze mit der Privatwirtschaft.

Beim Renten- und Pensionseintritt etwa geht es vor allem darum, bestehende Möglichkeiten für mehr Flexibilität stärker zu nutzen und auszuweiten. „In bestimmten Berufsgruppen lassen sich beispielsweise Pensionären im Sinne eines Reservistenmodells reaktivieren, um bei Bedarf zu unterstützen, etwa als Lehrer, Polizisten oder Ärzten“, unterstreicht Volker Halsch.

Quereinstiege erleichtern, Verwaltung schneller digitalisieren und mehr

Ein weiteres Beispiel ist es, Quereinstiege für Personen zu erleichtern, die vorher in der Privatwirtschaft beschäftigt waren. Dazu muss der öffentliche Sektor Anforderungen stärker auf die tatsächlichen Tätigkeiten zuschneiden und die Dauer und Kosten für Umschulungen reduzieren. Auch zentrale Imagekampagnen könnten die Arbeitsgeberattraktivität des öffentlichen Sektors deutlich steigern. Eine weitere wichtige Handlungsempfehlung ist es, die Verwaltungsdigitalisierung (weiter) zu beschleunigen.

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