Beherrscht Corona das Denken der Bürger?

Es ist meines Erachtens einerseits sicher, dass die Corona-Pandemie die öffentliche Meinung weiter prägen wird, andererseits bleibt aber offen, wie sich die Zustimmung zu den Maßnahmen weiterentwickelt. Gerade weil es sich bei Corona um eine globale Pandemie handelt, haben auch die Auswirkungen in anderen Ländern Einfluss auf die Stimmung in Deutschland. Hermann Binkert (INSA)

Wer macht sich Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus?

Im aktuellen Meinungstrend beschäftigten wir uns in dieser Woche mit der Meinung der Bürger über das Coronavirus. So fragten wir die Befragten, ob sie sich aktuell Sorgen machen wegen der Ausbreitung des Coronavirus. Insgesamt geben derzeit 60 Prozent der Befragten an, sich diesbezüglich Sorgen zu machen. Dagegen geben 28 Prozent an, sich keine Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu machen. Zwölf Prozent (kumuliert) der Befragten können oder wollen keine Angabe dazu machen.

Im Vergleich zwischen den Altersgruppen wird ersichtlich, dass sich insbesondere ältere Altersgruppen verstärkt Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus machen. So geben etwa die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen und der 30- bis 39-Jährigen an, sich wegen der Ausbreitung des Coronavirus Sorgen zu machen (48 bzw. 49 %). In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen steigt dieser Anteil auf 60 Prozent, bei den 50- bis 59-Jährigen auf 63 Prozent und in der Altersgruppe der über 60-Jährigen beträgt dieser Anteil 71 Prozent.

Die Sorge wegen der Ausbreitung des Coronavirus ist tendenziell in den westlichen Bundesländern stärker ausgeprägt als in den östlichen Bundesländern. So geben 55 Prozent der Befragte aus dem Osten Deutschlands an, sich aktuell Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu machen, während dies 62 Prozent der Befragte aus dem Westen angeben.

In der Frage nach der Sorge wegen der Ausbreitung des Coronavirus sind deutliche Unterschiede zwischen Befragten mit und ohne Migrationshintergrund vorzufinden. So geben 62 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund an, sich derzeit wegen der Ausbereitung des Coronavirus Sorgen zu machen, während dies nur 51 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund angeben. Wobei Befragte mit Migrationshintergrund deutlich häufiger entweder keine Angaben machen können oder wollen (19 % zu 10 %, kumuliert).

Aufgeschlüsselt nach aktueller Wahlpräferenz gibt in allen Wählergruppen die Mehrheit an, sich aktuell Sorgen wegen der Ausbereitung des Coronavirus zu machen, mit Ausnahme der AfD-Wählergruppe. So geben lediglich 39 Prozent der derzeitigen AfD-Wähler an, sich wegen der Ausbereitung des Coronavirus Sorgen zu machen. Auch unter derzeitigen Wählern der FDP gibt derzeit nur eine knappe Mehrheit der Befragten an, sich diesbezüglich Sorgen zu machen. Dagegen geben unter derzeitigen Wählern der Linkspartei zu 67 Prozent an, sich wegen der Ausbreitung des Coronavirus Sorgen zu machen, bei aktuellen Wählern der Grünen 68 Prozent und unter Wählern der SPD und der Union sogar 74 bzw. 76 Prozent der Befragten.

Im Zeitverlauf wird ersichtlich, dass sich der Anteil der Befragten, welche angeben sich Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu machen, im Vergleich zur vorherigen Abfrage vor zwei Monaten (24.07. – 27.07.2020) nur geringfügig verändert hat: So sinkt der Anteil derer, die sich Sorgen machen leicht um zwei Prozentpunkte. Seit Mitte April bewegt sich dieser Anteil konstant im Bereich zwischen 55 und 62 Prozent und liegt damit deutlich geringer als die erreichten Höchstwerte Ende März, als 77 bzw. 75 Prozent der Befragten ihre Sorge ausdrückten.

Wie wird das Krisenmanagement der Bundesregierung bewertet?

Außerdem fragte INSA die Teilnehmer des aktuellen Meinungstrends nach ihrer Zufriedenheit mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung. So geben derzeit insgesamt 59 Prozent der Befragten an, im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung zu sein, während etwa ein Drittel der Befragten angibt, nicht zufrieden zu sein (27 %). 14 Prozent (kumuliert) können oder wollen dazu keine Angabe geben.

Aufgeteilt nach Altersgruppen wird ersichtlich, dass ältere Altersgruppen tendenziell häufiger zufrieden sind mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie als jüngere Altersgruppen, auch wenn in allen Altersgruppen die Mehrheit angibt zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung zu sein. So gibt eine knappe Mehrheit von 51 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ihre Zufriedenheit an, 54 Prozent der 30- bis 39-Jährigen und 55 Prozent der 40- bis 49-Jährigen. Unter den 50- bis 59-Jährigen steigt dieser Anteil auf 59 Prozent an und in der Altersgruppe ab 60 Jähren beträgt dieser Anteil 67 Prozent. Dahingegen lehnen 24 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe diese Aussage ab. In den restlichen Altersgruppen beträgt der Anteil derjenigen, welche diese Aussage ablehnen und dementsprechend ihre Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie ausdrücken möchten, zwischen 28 und 30 Prozent.

Die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie ist unter Befragten aus den westlichen Bundesländern stärker ausgeprägt als bei Befragten aus den östlichen Bundesländern. So geben 60 Prozent der Befragten aus den westlichen Bundesländern an, zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung zu sein, während diese Aussage nur 53 Prozent der Befragten aus den östlichen Bundesländern angeben. Dementsprechend lehnen Befragte aus den östlichen Bundesländern auch häufiger diese Aussage ab als Befragte aus dem Westen der Bundesrepublik (31 zu 26 %).

Die Zufriedenheit mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung steigt mit zunehmenden Haushaltsnettoeinkommen der Befragten tendenziell an. So geben Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 3.000 bis 4.000 und über 4.000 Euro zu 68 bzw. 67 Prozent an, mit der Leistung der Bundesregierung zufrieden zu sein. Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 2.000 bis 3.000 Euro stimmen zu 63 Prozent dieser Aussage zu, während Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 1.000 bis 2.000 Euro zu 55 Prozent zufrieden sind und Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.000 Euro zu 48 Prozent angeben, zufrieden zu sein.

Im Großen und Ganzen sind Befragte aus sämtlichen Wählergruppen mehrheitlich zufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung mit der Ausnahme der derzeitigen AfD-Wählern. Auch wenn immerhin noch ein Drittel der AfD-Wähler angeben, im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung zu sein, ist dieser Anteil doch deutlich geringer als unter den anderen Wählergruppen. So geben auch 56 Prozent der aktuellen FDP-Wähler und 64 Prozent der derzeitigen Linke-Wähler ihre Zufriedenheit mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung an. Unter aktuellen Wählern der Grünen beträgt dieser Anteil sogar 77 Prozent und damit mehr als unter Wählern der SPD (74 %). Am stärksten ist die Zufriedenheit bei den Wählern der Union ausgeprägt, welche zu 83 Prozent im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung sind.

Im Vergleich zur vorherigen Erhebung Ende Juli (24. bis 27. Juli) hat sich der Anteil derer, die angeben, im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung zu sein, nur geringfügig verändert (-1). Damit stabilisiert sich der Anteil derjenigen, welche angeben, zufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung zu sein, seit der Erhebung zwischen dem 08. und 11.05. weiter im Bereich um die 60 Prozent (zwischen 59 und 62 %).

Sonntagsfrage

In der aktuellen Sonntagsfrage bleibt die Union mit 35 Prozent deutlich an der Spitzenposition. Die großen Gewinner diese Woche sind die Grünen, welche im Vergleich zur Vorwoche 1,5 Prozentpunkte hinzugewinnen können und damit ihre Zweitplatzierung im Partei-Ranking vor der SPD ausbauen können. Diese verbleiben bei 15,5 Prozent und belegen damit weiterhin die dritte Position im Partei-Ranking. Dahinter folgt die AfD mit 11,5 Prozent (-0,5 %). Die Linke verliert einen Prozentpunkt und ist mit 6,5 Prozent nun mit der FDP gleichauf, welche im Vergleich zur Vorwoche auf 6,5 Prozent verbleiben.

Bei den sicheren Wählern können einzig die Grünen hinzugewinnen (+2 %). Die Linke verliert einen Prozentpunkt im Vergleich zur Vorwoche und die restlichen Parteien bleiben konstant auf ihren Werten aus der Vorwoche.

Bei den potentiellen Wählern verlieren die Grünen vier Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche. Auch SPD und FDP verlieren je einen Prozentpunkt. Die Linke gewinnt einen Prozentpunkt im Vergleich zur Vorwoche hinzu. Die Union und die AfD bleiben im Vergleich zur Vorwoche konstant.

Bei der Betrachtung des Negativpotentials können sowohl FDP als auch die Linke den Anteil derer, welche ausschließen die jeweilige Partei zu wählen, verringern (1 bzw. 2 %). Die AfD steigert ihr Negativpotential im Vergleich zur Vorwoche leicht um zwei Prozentpunkte. Bei Union, SPD und Grünen bleibt das Negativpotential im Vergleich zur Vorwoche konstant.