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Ausstellungstipp: Austropop. Von Mozart bis Falco

Die Ausstellung Austropop. Von Mozart bis Falco setzt sich mit dem nicht ganz unumstrittenen Terminus Austropop auseinander und begibt sich auf Spurensuche nach dem Populären, Subversiven und Kritischen in der Musik und Kunst made in Austria. Dabei wird der zeitliche Bogen von Mozart zu Falco und darüber hinaus gespannt.

Die Ausstellung erstreckt sich über sieben Säle. Neben dem Starkult um die Künstler*innen oder auch um Persönlichkeiten wie Kaiserin Elisabeth von Österreich in Operette und Musical geht die Schau auf das Selbst- und Fremdbild Österreichs zwischen Im weißen Rössl und Sound of Music ein und behandelt ebenso dessen Ablehnung. Sie führt zu Lokalen wie dem „Hawelka“, dem „Gutruf“, dem „U4“ oder dem „Nikodemus“, die als sozialer Treffpunkt und als Ort musikalischer Entwicklungen stets eine wichtige Rolle spielten. Die ewige „Hassliebe“ zwischen Ö3 und der österreichischen Popmusik-Szene findet sich ebenso in der Ausstellung wie die Tabuthemen Alkohol und andere Drogen sowie Depressionen, die die dunklen Facetten des Austropop zeigen. Auch populäre Themen wie die Sportbegeisterung über das „Wunderteam“ bis zu Wolfgang Ambros’ „Schifoan“ fehlen nicht und erinnern an magische Momente der österreichischen Sportgeschichte.

Sprengung der Gesellschaft

Subversive und sozialkritische Texte, in revolutionäre Töne gegossen, hatten schon immer die Kraft, gesellschaftliche Strukturen zu sprengen und die Künstler*innen zu Popstars zu machen. Österreich hat viele hervorgebracht. Der „Austropop“ lässt sich bereits im 18. Jahrhundert bei Wolfgang Amadeus Mozart, seinem ersten Papageno Emanuel Schikaneder sowie seinem Librettisten Lorenzo da Ponte festmachen. Mozart kritisierte in seinen Kompositionen und als Kapellmeister wiederholt die Machthabenden in Salzburg und wird bis heute als Rebell gefeiert. Auch Volksschauspieler und Dramatiker Johann Nestroy weist Popstar-Attribute auf. Seine Kritik richtete sich gekonnt zwischen den Zeilen gegen den Metternich‘schen Polizeistaat. Als Vorläufer der Dialektlieder der 1970er Jahre ist er das große Vorbild des Austropop-Texters Joesi Prokopetz.

Österreichische Exportschlager

Einer der größten Exportartikel des „Austropop“ ist die Operette. Johann Strauß sorgte in Amerika wie in Russland mit Konzerten und seiner Operette Die Fledermaus für Furore. Auch Franz Lehárs Lustige Witwe und — heute kaum noch bekannt — Heinrich Bertés „all-time Schubert blockbuster“ Das Dreimäderlhaus eroberten internationale Bühnen vom New Yorker Broadway bis zum Londoner West End und darüber hinaus den Filmmarkt. Ralph Benatzkys Im weißen Rössl gilt als die österreichische Revue-Operette schlechthin, und hat gemeinsam mit dem Musical Sound of Music (1959) ein international rezipiertes Österreichbild geschaffen, dem man hierzulande auch kritisch gegenübersteht.

„Austropop“ und Kleinkunst sind eng miteinander verbunden. Fritz Löhner-Beda und Fritz Grünbaum, Armin Berg und Hermann Leopoldi zählten zu den herausragenden Schriftstellern der Zwischenkriegszeit. Mit hintergründigem Humor legten sie, immer auch an der Zensur vorbei, den Finger in die Wunden der Gesellschaft. Selbst in der vom NS-Regime erzwungenen Emigration reüssierten sie mit ihren – übersetzten – Texten. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten vor allem Karl Farkas, Gerhard Bronner, Georg Kreisler und Helmut Qualtinger mit seinem Herrn Karl gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten die Tradition weiter, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.
Fröhliche Melodien, seichte Texte, schmissige Rhythmen der Unterhaltungsbranche folgten in den 1950er und 1960er Jahren und haben eines gemeinsam: das Vergessen und Verdrängen der Kriegsjahre durch harmlose Wohlfühl-Komödien.

„Austropop“

In dieser vordergründig heilen Welt wächst eine Generation heran, die Rockmusik bevorzugt und wieder damit beginnt, in ihren Texten gesellschaftskritische Gedanken zu formulieren. Mit Wolfgang Ambros‘ Dialekt-Hit „Da Hofa“ und Marianne Mendts Lied „Wia a Glock‘n“ beginnt eine neue Ära, die Anfang der 1970er Jahre unter dem Begriff „Austropop“ subsumiert wird. Die Musikstile der einzelnen Künstler — von Arik Brauer über André Heller bis Marianne Mendt, von Georg Danzer bis Willi Resetarits, von Wolfgang Ambros über Rainhard Fendrich bis zu Falco, von Drahdiwaberl und S.T.S. bis Bilderbuch, Nino aus Wien und Anna Mabo — sind allerdings so verschieden und individuell, dass viele dieser Musikschaffenden eine „Austropop“- Etikettierung ablehnen. Was diese Künstler*innen vorrangig verbindet und sie deutlich von der deutschsprachigen Schlagerszene unterscheidet, ist der Dialekt, in dem sie ihre oft Tabus brechenden Songs vortragen.

Hans Hölzel alias Falco hat wie wenige andere Musiker der jüngsten Vergangenheit zur internationalen Popularität der österreichischen Musik beigetragen. Die Tatsache, dass er mit seinem Nummer-1-Hit „Rock Me Amadeus“ in den Soundtrack der aktuellen amerikanischen Science-Fiction-Mystery-Serie Stranger Things aufgenommen wurde, zeigt seine ungebrochene Popularität und auch die Hit-Tauglichkeit Mozarts.

„Austropop“ besteht weiter und die junge Szene mischt international erfolgreich mit. Bands wie Bilderbuch, Seiler u&d Speer und Wanda, Künstler*innen wie Sigrid Horn, Voodoo Jürgens, Anna Mabo, Der Nino aus Wien oder Ina Regen entwickeln aus der Tradition eigene künstlerische Profile.

Die Ausstellung wurde gemeinsam von Marie-Theres Arnbom, Direktorin des Theatermuseums, und ihrem Kurator-Team Ilse Eichberger, Roland Fischer-Briand, Daniela Franke, Christiane MühleggerHenhapel, Karin Neuwirth, Rudi Risatti und Angela Sixt kuratiert. Die gezeigten Objekte der Schau stammen aus den Sammlungen des Theatermuseums, von privaten wie institutionellen Leihgeber, wie beispielsweise der Falco-Privatstiftung, der Wienbibliothek im Rathaus, dem Technischen Museum Wien, den Vereinigten Bühnen Wien, dem Kultlokal Nikodemus sowie begeisterten Fans.

Theatermuseum Wien

Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien

Öffnungszeiten

Täglich außer Dienstag 10 – 18 Uhr

Ticketpreise

12 Euro, ermäßigt 9,00 Euro

Mehr Informationen: theatermuseum.at.

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