Aducanumab: Ist Alzheimer besiegt?

In Deutschland leben nach jüngsten epidemiologischen Schätzungen rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. In den USA ist jetzt ein Medikament zur Behandlung von Alzheimer zugelassen worden.

Am 7. Juni 2021 hat in den USA die US-Food and Drug Administration FDA den Wirkstoff Aducanumab zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zugelassen. Der Wirkstoff ist in den USA unter dem Medikamentennamen Aduhelm erhältlich. Die FDA-Zulassung ist mit der Auflage verbunden, dass der Hersteller, der US-Biotechnologiekonzern Biogen, eine weitere Verträglichkeits-Studie auflegen muss.

Aduhelm wirkt auf der Grundlage einer passiven Immunisierung. Es handelt sich bei dem Medikament um einen Antikörper, der sich gegen ein Ziel richtet. Hier ist es das für die Alzheimer-Krankheit charakteristische Eiweiß Beta-Amyloid. Beta-Amyloid bildet Plaques, also die Ablagerungen im Gehirn, die mit der Zerstörung der menschlichen Nervenzellen in Verbindung gebracht werden.

Das Medikament soll für Alzheimer-Patienten in jedem Krankheitsstadium geeignet sein. In den USA waren 2020 6,1 Millionen Bürger von Alzheimer betroffen. Im Jahr 2060 werden Prognosen zufolge 13,8 Millionen US-Bürger an Alzheimer erkrankt sein.

Der Zulassung von Aduhelm ging eine kontroverse Diskussion voraus. Aduhelm wurde in zwei Phase-III-Studien mit rund 3.200 Probanden getestet. Die Ergebnisse waren widersprüchlich. Trotzdem hatte Biogen im Oktober 2020 in Absprache mit der Arzneimittelbehörde FDA einen Zulassungsantrag gestellt. Die FDA hat dem Antrag im Juni 2021 in einem beschleunigten Verfahren zugestimmt. Die Zulassung ist für den Hersteller Biogen allerdings mit der Auflage verbunden, eine weitere Studie durchzuführen, die den Nutzen von Aduhelm belegen soll.

Aduhelm setzt an den für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn an. Die bisherigen Medikamente stimulieren die Hirnleistung, darüber hinaus können nur die Begleiterscheinungen der Erkrankung, zum Beispiel eine Depression, behandelt werden.

Über eine Zulassung für die EU und damit auch für Deutschland entscheidet die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA voraussichtlich Ende 2021.